Meisterhaft präsentiert Miguel Herz-Kestranek die jüdischen Anekdoten über die „Frau von Pollak“. Aber der vielseitige Künstler und Schriftsteller hat durchaus ernsthafte Botschaften im Gespräch mit Marta S. Halpert.
WINA: Sie proben derzeit für die Festspiele Reichenau die Hauptrolle des Hochstaplers Nebel in Johann Nestroys Posse „Liebesgeschichten und Heiratssachen“, die im Juli Premiere hat. Was hat Sie an der Rolle gereizt?
Miguel Herz-Kestranek: Die Gage. Ich mache den Job ausschließlich, um davon zu leben. Aber als „Spätberufener“ für Nestroy liebe ich seine musikalische Sprache. Nach meinen Musical-Rollen, zuletzt „Tewje“ in Aanatevka und „Don Quichote“ in Der Mann von La Mancha, sage ich ja scherzhaft, ich bin für das Sprechtheater „verdorben“. Nestroys Spracharabesken und sein Sprachwitz sind aber ein Labsal in der Sprechblasenzeit. Da wird sogar Karl Kraus, bei dem man übrigens am besten über Nestroy nachlesen kann, fast zu seinem Lehrbuben. Heute wird das kaum mehr verstanden, aber Nestroys Durchschauen der Menschen mit Humor und Schärfe ist – leider unübersetzbare – Weltliteratur. Das Musical und meine vielen, teils musikalischen Soloprogramme, haben mich vom introvertierten zum extrovertierten Schauspieler und auch immer mehr zum Komiker geformt, und das kommt mir bei Nestroy nun zugute.