„PFEIFEN – DAS IST DOCH NICHT JIDDISCH“

Es gibt für alles ein erstes Mal – aber auch ein letztes! In diesem Monat erklärt uns ???????????????????? ????????????????????????????????, warum er auf Kaffeehausmusik verzichten und im Chor nicht jedes Lied anbringen kann.

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© Daniel Shaked

Das letzte Mal,

dass ich dachte, „Festival-Intendant ist ein super Job!“, war …
… im Jahre 2017, als ich von Kurt Rosenkranz und Hanna Morgenstern gefragt wurde, ob ich die Leitung des Yiddish Culture Festivals übernehmen würde. Mit Begeisterung willigte ich ein, denn die Festivals, die ich davor leitete (erstmals 2005 das KlezVienna), waren verhältnismäßig einfach zu organisieren. Heute weiß ich, dass gerade das Yiddish Culture Festival Vienna eine enorme Herausforderung in der Planung, Abwicklung und Finanzierung darstellt. Gleichzeitig ist es eine der schönsten Aufgaben, die mir in meinem Berufsleben zuteil geworden sind. So betrachtet ist es nach wie vor ein Superjob – nicht zuletzt dank meines kleinen, aber hochmotivierten Teams, das meine Arbeit seit Jahren unentgeltlich unterstützt. Ich bin diesen Menschen sehr dankbar.

Das letzte Mal zu einem Popsong im Radio habe ich mitgesungen oder -gepfiffen …
Ich höre zwar viel Musik, auch im Radio, aber ich singe niemals dazu und pfeife schon gar nicht (im Lied Reyzele heißt es: „Pfeifen – das ist doch nicht Jiddisch“).
Es ist mir einfach nicht möglich, Musik im Hintergrund laufen zu lassen. Soweit ich weiß, kann es kaum ein Berufsmusiker. Ich habe auch größte Schwierigkeiten, mich auf ein Gespräch in einem Café zu konzentrieren, wenn dort Hintergrundmusik aus den Lautsprechern tönt. Bei Musik bin ich total fokussiert und höre analytisch. Höre also, welches Instrument welchen Part spielt und warum. Wie ist die Melodieführung der Sängerin, des Sängers, die Farbe und Interpretation, die Harmonisierung und so weiter …

Das letzte Mal, dass ich einen Song vorschlug und der Jüdische Chor ihn ablehnte, war …
… vor etwa fünf Jahren. Da schlug ich vor, das Chorjahr der Diversität in Europa zu widmen, und zwar wollte ich jeweils ein Lied in den wichtigsten europäischen Sprachen einstudieren. Das lehnte der Vorstand aber ab, und zwar mit einer sehr plausiblen Begründung, wie ich finde: „Wir sind ein jüdischer Chor und unsere Choristen sind hier Mitglieder, weil sie jüdische Lieder singen wollen. Es gibt genügend andere Chöre, die in anderen Sprachen bzw. Lieder anderer Völker singen.“ Es war das erste und einzige Mal, das ich etwas vorschlug, das abgelehnt worden ist. Normalerweise wird alles mit Begeisterung aufgenommen. Es war aber auch das erste Mal, das ich überhaupt gefragt hatte. Ich war mir ja selbst nicht sicher, ob es für uns das richtige Repertoire wäre.

Das letzte Mal, dass ich besonders viel „harz un gefil“ in etwas investiert habe, war, …
… als ich für meinen schwerkranken Bruder ein Lied in Jiddisch geschrieben habe. Beim Versuch, es zu singen, bin ich aber gescheitert. Ich muss noch die Sicherheit bekommen, nicht in Tränen auszubrechen. Am 27.März will ich es im MuTh wieder versuchen.

 


Roman Grinberg, 1962 in Moldau als zweites von vier Kindern einer Musikerfamilie geboren, ist als Komponist, Arrangeur, Sänger, Entertainer, Schauspieler, Humorist, Chor- und Orchesterleiter sowie Pianist tätig. Darüber hinaus ist er Intendant des European Jewish Choirs Festival und des Yiddish Culture Festival Vienna, in dessen Rahmen er in diesem Jahr zu Swingin’ Pessach einlädt.
27. März 2022, 19:30 Uhr, MuTh, yiddishculturevienna.at

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