Koscher-Bestimmungen und religiöse Aufsicht

1876

Aus Achtung vor der Schöpfung unterwerfen sich Juden strengen Essensregeln. Was rituell rein – also koscher – ist, steht in der Tora geschrieben. Von Esther Graf   

Die jüdischen Speisegesetze (Kaschrut) dienen nicht nur der Hygiene. Ihr Einhalten ist Ausdruck von Achtung vor der Schöpfung. Das oberste Gebot in der Tora (5 Bücher Mose) lautet, dass die Nahrung koscher (rituell rein) sein soll. Zudem unterscheidet sie drei Tierarten, die bestimmte Eigenschaften besitzen müssen, um als koscher zu gelten.

Auf dem Land lebende Tiere. „Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen.“ (Lev 11,3). Fehlt eines der Merkmale, ist das Tier unkoscher.

Meerestiere. „Alle Tiere mit Flossen und Schuppen, die im Wasser leben, dürft ihr essen.“ (Lev 11,9–12). Nach diesen Kriterien sind Aal und Meeresfrüchte verboten.

Geflügel. Fast alles Geflügel außer Raubvögel gilt als koscher. Insekten, außer vier Arten von Heuschrecken, gelten als unrein, ebenso Kranke und durch Raubtiere gerissene Tiere.

Fleischig, milchig und parve. „Du sollst ein Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.“ (Ex 23,19 & 34,26; Dt 14,12). Hierauf folgte die Interpretation, Milchprodukte und Fleisch dürfe man nicht mischen. Nach einer fleischigen Mahlzeit muss eine Wartezeit eingelegt werden (i. d. R. 6 Stunden), bevor etwas Milchiges gegessen wird. Umgekehrt beträgt die Wartezeit eine halbe Stunde. Töpfe, Geschirr, Besteck, Tisch und Küchentücher werden für „Milchiges“ und „Fleischiges“ getrennt. Fisch, Obst und Gemüse, Eier, Pflanzenöl sind parve (neutral). Darum kann man diese mit Fleisch- und Milchspeisen verzehren. Eine wichtige halachische Regel lautet: „Was aus dem Reinen hervorgeht, ist rein.“ So ist die Milch eines koscheren Tieres automatisch koscher.

Religiöse Aufsicht. Doch wer beurteilt, was koscher ist, und wer verteilt so genannte Koscher-Zertifikate? Koschere Speisen, die fertig gekauft auf den Tisch kommen, sind alle durch die Hände eines Maschgiachs, der die religiöse Aufsicht hat, gegangen. Er überprüft die Zutaten, die verwendet werden, kontrolliert z. B. in koscheren Restaurants, ob sich im Salat keine Insekten mehr befinden, überprüft sämtliche koschere Küchen und muss von der Herstellung bis zur Fertigstellung oft mit dabei sein. In Deutschland gibt es die Koscherliste, in der sämtliche gängige Produkte zu finden sind. Hierfür haben die Hersteller religiöse Aufseher in ihre Kochtöpfe schauen lassen. Unter anderem unter ordonline.de/koscherliste oder ikg-wien.at/?page_id=3058 ist für jeden leicht einsehbar, welche Nahrungsmittel erlaubt sind. ◗

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