Die Geheimnisse Tel Avivs

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Ob Jobsuche, Partnersuche oder Wohnungssuche – von nützlich bis skurril: An „Secret Tel Aviv“ kommt man nicht vorbei.

Von Iris Lanchiano

Als „Oleh Chadasch“ (Neueinwanderer) in Tel Aviv hat man es oft nicht leicht. Die Sprachkenntnisse sind noch nicht ausgereift, das soziale Netzwerk noch nicht gesponnen, und der richtige Job ist noch nicht gefunden. Man wird von A nach B geschickt und dann wieder zurück. Du weißt nicht, zu welchem Zahnarzt du gehen und bei welchem Fahrlehrer du deine Führerscheinprüfung ablegen sollst. Bei welchem Waschsalon du den besten Deal für dein Kurzwaschprogramm bekommst oder welchem Frisör du vertrauen kannst, dass er dir die geliebten Haare nicht zu kurz schneidet.

„Es ist mehr als ein Suchen und Finden. Es ist eine Gemeinschaft, die versucht, einander zu helfen.“

Diese und andere Fragen stellen sich die jungen und neuen Israelis in der wachsenden Internet-Community „Secret Tel Aviv“. Was als Ratgeber für Insider-Tipps unter amerikanischen Olim angefangen hat, erfreut sich heute der Beliebtheit bei Alt- und Neo-Tel-Avivern. Über 100.000 Mitglieder zählt das Onlineforum „Secret Tel Aviv“ auf Facebook. Die meisten Beiträge werden auf Englisch verfasst, aber zwischendurch findet man auch hebräische oder französische Kommentare.

Auf „Secret Tel Aviv“ wird jeder zum Straßenreporter. Ein brennendes Haus, ein Autounfall oder ein entlaufener Hund in Tel Aviv: Innerhalb kürzester Zeit sind Fotos mit besorgten Kommentaren zu finden.

„Es ist mehr als ein Suchen und Finden. Es ist eine Gemeinschaft, die versucht, ei­nander zu helfen“, erklärt Kathrin aus Deutschland, eine regelmäßige Nutzerin. Ein Selbstversuch bestätigt mir Kathrins Theorie. Da am Wochenende der öffentliche Verkehr wegen Schabbat eingestellt ist, gibt es nur wenige Möglichkeiten herumzukommen, wenn man kein Auto hat. Mit den Sammeltaxis, den so genannten „Moniot Scherut“, ist es zwar einfach in Tel Aviv, sobald man aber raus aus der Stadt kommt, wird es immer schwieriger.

Mein Ziel war die Stadt Karmi’el im Norden Israels. Um an einem Samstag dorthin zu gelangen, müsste ich drei verschiedene „Moniot Scherut“ nehmen. Einen, der mich von Tel Aviv nach Haifa bringt, dann einen von Haifa nach Akko und schließlich einen von Akko nach Karmi’el. Um mir diesen Weg zu ersparen, bat ich „Sec­ret Tel Aviv“ um Hilfe. Kurz darauf bekam ich die ersten Nachrichten von Mitgliedern, die mir anboten, mich meinem Ziel etwas näher zu bringen.

Einen rührenden Beitrag verfasste Naomi, eine „Olah Chadascha“ aus Belgien, die auf der Suche nach 10 Männern für einen Minjan war, um einen Gottesdienst für ihren verstorbenen Vater abzuhalten. Der Minjan steht für zehn männliche Personen, die mindestens dreizehn Jahre alt sein müssen, um eine Betgemeinschaft zu bilden. Sie suchte also nach zehn jüdischen Männern, um den Gottesdienst abzuhalten. Weit mehr als 10 Männer stellten sich Naomi zur Verfügung und halfen nicht nur ihr, sondern erfüllten auch eine „Mitzwa“, eine gute Tat.

Auch für die Unterhaltung wird gesorgt. Beiträge wie „Ich habe mich im Dizengoff-Center verlaufen. Hilfe, wie komme ich hier wieder raus?“ oder „Dein Albtraum ist meine Therapie. Lass mich deinen Schrank aufräumen“ bringen Abwechslung in das Forum.

Das Lieblingsthema der Community ist aber eindeutig die Rub­rik „Only in Israel“. Durch Fotos, Video oder Kurzgeschichten wird hier immer wieder daran erinnert, warum Israel so einzigartig und die Chutzpe der Israelis doch so liebenswert ist, dass man hier gar nicht mehr weg möchte. Aber das ist schon lange kein Geheimnis mehr.

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