Genüsse und Verbote, Alltagsküche, Festtagsspeisen. An den Geschmack ihrer Kindheit erinnert sich Anita Pollak.
Feiertage und Essen. Was in anderen Religionen zu lustvollen Gelagen ausarten darf, ist im Judentum zumindest problematisch.
„Zu Pessach darf man nicht essen, was man will. Zu Sukkoth darf man nicht essen, wo man will, und zu Jom Kippur darf man überhaupt nicht essen.“ So fasste mein Vater diese Problematik zusammen und dass man auch den Rest der Zeit natürlich nicht alles essen darf, war ohnehin selbstverständlich. Für Verbotenes gab es höchst verächtliche Begriffe, die den „Genuss“ desselben bereits so unappetitlich erscheinen ließen, dass man ihn gar nicht in Erwägung zog. „Chasertreife“, quasi der Superlativ von unkoscher, war im väterlichen Sprachgebrauch der Gipfel des Ekligen, und dass „Schruzem“, also Meeresgetier wie Austern oder Shrimps, vom Schöpfer nicht zum menschlichen Verzehr bestimmt sein konnten, schien nahe liegend. Außer bei Italien-Urlauben kam man aber in den 60er-Jahren ohnehin kaum in Versuchung, dieses „grausliche Zeug“ zu kosten.