Ab wann die Frau reif für religiöse Rechte und Pflichten ist, wurde schon vor knapp zweitausend Jahren festgelegt; wie der Übergang gefeiert wird allerdings erst seit rund zweihundert Jahren.Von Daniela Segenreich-Horsky
„Als meine Tochter zwölf wurde, wollte ich, dass sie nicht nur eine Party gibt, sondern die Erfahrung einer Bat Mizwa machen kann. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass auch Mädchen ihre Bat Mizwa mit einer Zeremonie begehen und sich auf diesen Tag vorbereiten sollen“, erzählt Ayala Schwarz. Das Programm, das sie einst für ihre Tochter und einige Mitschülerinnen zusammengestellt hat, diente ihr, die eigentlich Doktor in jüdischer Philosophie ist und an mehreren Universitäten in Israel lehrt, später als Vorlage für ihre Bat-Mizwa-Kurse. Sie hat über Jahre hinweg hunderte Mädchen unterrichtet und vorbereitet und an diesem großen Tag begleitet.
Um Vorbilder dafür zu finden, wie sich ein Mädchen am besten auf diesen Übergang zum Erwachsenwerden vorbereitet und wie so eine Zeremonie aussehen könnte, musste Dr. Schwarz erst tief in alten Quellen stöbern. Denn während die Bar Mizwa groß gefeiert wird und der Bar-Mizwa-Junge, wenn er dreizehn Jahre alt wird, zum ersten Mal zur Tora aufgerufen wird und in der Synagoge einen Teil des Tora-Abschnitts der Woche vorsingt, wurde die Bat Mizwa bei den Mädchen lange Zeit bestenfalls mit einer Party gefeiert. Doch schon in religiösen Texten aus dem vierten und fünften Jahrhundert ist klar festgelegt, dass Mädchen mit „zwölf Jahren und einem Tag“ reif sind für die Pflichten und Rechte, die die Religion ihnen auferlegt.
Wie der Tag der Bat Mizwa selbst aussehen sollte, darüber haben sich erst wieder im 19. und 20. Jahrhundert einige Rabbiner Gedanken gemacht, sei es, weil sie die Mädchen nicht benachteiligen wollten, oder weil sie fürchteten, die Religion würde bei nicht orthodoxen Familien zu sehr in Vergessenheit geraten. Da gibt es rabbinische Schriften mit verschiedensten Vorschlägen, von der Veranstaltung eines festlichen Mahls über die Anschaffung eines neuen Kleides bis zum Aufsagen von Segenssprüchen. „Es gibt aber keinen Text, der besagt, dass Mädchen nicht zur Tora aufgerufen werden dürfen“, erklärt Ayala Schwarz, „es dürfen nur keine Männer anwesend sein. Wenn aber die Männer den Raum verlassen, so ist es kein Problem.“