Stil mit 102

Die Innenaustatterin und Mode-Influencerin Iris Apfel ist in Palm Beach gestorben.

215
Eine Stilikone. Und mehr als das: Iris Apfel gab Mut, zu sich selbst zu finden, modisch, stilistisch und persönlich. Das eminente Vorbild hat nun für immer die Brille abgelegt. © Al Pastor / Everett Collection / picturedesk.com

Mit dem Spruch kokettierte sie immer wieder. „Du bist nicht schön. Du wirst nie schön sein. Aber du hast etwas Besseres. Du hast Stil.“ Iris Apfel war ein junges Mädchen, als sie dieses vergiftete Kompliment wegstecken musste, ausgesprochen von berufener Seite, von Frieda Loehmann, der Gründerin einer Kette von Diskont-Modegeschäften.

Iris wurde 1921 im New Yorker Stadtteil Queens in eine jüdische Familie hineingeboren. Ihr Vater Samuel Barrel betrieb eine Glaserei, ihre Mutter Sayde stammte aus Russland. Iris studierte Kunstgeschichte, arbeitete dann für ein Modemagazin und spezialisierte sich schließlich auf Innenarchitektur.

1948 heiratete sie Carl Apfel, mit ihm sollte sie 67 Jahre ein glückliches Paar sein. Gemeinsam gründeten sie das Unternehmen Old World Weavers und suchten auf der ganzen Welt nach exquisiten Heimtextilien. Das brachte ihnen Aufträge wohlhabender Kunden für die Innenausstattung oder Renovierung ihrer Landsitze, Townhouses und opulenten Wohnungen ein. Unter anderem arbeiteten die beiden für neun amerikanische Präsidenten und deren Amts- und Privaträume im Weißen Haus: Truman, Eisenhower, Kennedy, Johnson, Nixon, Ford, Carter, Reagan und Clinton. 1992 verkauften die beiden ihr Unternehmen und gingen in Pension.

 

„Traut euch, anders zu sein. Seid ihr selbst, seid individuell.“
Iris Apfel

 

Doch Iris Apfel war noch nicht müde und startete eine weitere Karriere. Sie hatte auf ihren Reisen neben Dekorstoffen auch immer außergewöhnliche Kleidungsstücke und Accessoires aus unterschiedlichen Kulturen und Stilepochen gesammelt. Als im New Yorker Metropolitan Museum im Jahr 2005 eine Ausstellung ausfiel, bekam sie kurzfristig ihre Chance: eine Personale mit ihrer eigenen schrägen, bunten Garderobe. Von da an war sie eine fixe Grüße in der US-Modewelt. Sie lächelte verschmitzt unter ihren großen runden Brillen von zahlreichen Magazin-Covers, sie beriet Konzerne wie H&M, sie trat in Autowerbungen auf, etwa für Citroën. Auf elektronischen Plattformen sammelte sie als Influencerin Millionen Followerinnen und Follower.

Apfel gab ihre eigene Erfahrung anderen Frauen mit einer Dosis jüdischen Humors so weiter: „Traut euch, anders zu sein. Seid ihr selbst, seid individuell. Wenn ihr etwas tragt, und es steht euch nicht, macht euch keine Sorgen. Die Stil-Polizei wird euch nicht festnehmen.“

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here