Mit 22 Jahren wird Moshe Flomenmann bereits Landesrabbiner in Deutschland. Der jüngste, den es gibt. Wer glaubt, dass es ihm deswegen an Gelehrtheit mangelt, hat sich mächtig getäuscht. Von Manja Altenburg
Ein wenig unbehaglich zumute ist es Moshe Flomenmann, unter der Rubrik „[End-]Station“ porträtiert zu werden. Denn schließlich, so Flomenmann, „gibt es für uns Juden keine Endstation; wir sind immer optimistisch und schauen nach vorne; es geht immer weiter.“ Das unterstreicht er anschaulich mit einem jüdischen Witz und fügt hinzu: „Mit dem Leid, das dem jüdischen Volk widerfahren ist, geht es mit Humor um.“ Eine Charaktereigenschaft, die auch den jungen Landesrabbiner auszeichnet. Flomenmanns Werdegang zum Landesrabbiner ist beeindruckend. Er selbst beschreibt ihn bescheiden und nüchtern. Sein Weg ist für ihn keine Karriere, sondern schlichtweg seine Berufung. Geboren in der Ukraine in einem Elternhaus, in dem jüdische Religion und Tradition „sehr wichtig waren“ – sein Urgroßvater war Bezirksrabbiner, sein Großvater Direktor eines jüdischen Gymnasiums, in dem auch seine Großmutter lehrte –, findet er früh den Weg zu seiner heutigen Berufung. Als Dreijähriger besucht er bereits die Toraschule in Beridtchev. Ein Ort, in dem vor dem Krieg 90 % der Bevölkerung jüdisch war und der viele berühmte Rabbiner hervorbrachte. Als Flomenmann zwölf ist, entscheiden sich die Eltern aufgrund des vorherrschenden Antisemitismus, nach Deutschland auszuwandern.