Wo der Name „Mazzes Insel“ genau so passt wie das koschere Essen

Doch man muss nicht im Restaurant sitzen: Im „Schalom Food“ gleich daneben bereitet man gerne etwas zum Mitnehmen zu.

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© Reinhard Engel; schalom-food.at

WINA-TIPP
MAZZES INSEL
Vienna’s Kosher Restaurant Schalom Food
Rotensterngasse 16, 1020 Wien
Tel.: +43/(0)1/934 62 15
schalom-food.at

Ziemlich unscheinbar und ruhig war es noch vor Kurzem an der Straßenecke Rotensterngasse 16 und Große Mohrengasse im 2. Bezirk. Meistens querte man hier von der Praterstraße in die Taborstraße oder umgekehrt, denn es gab keinen Grund, sich hier aufzuhalten. Seit Kurzem aber strahlt das großzügig renovierte Eck in roter und goldener Leuchtschrift: „Schalom Food“ seit März 2023 und „Mazzes Insel“ seit dem 4. Juli dieses Jahres. „Der amerikanische Unabhängigkeitstag passte gut zur Eröffnung, kamen doch meine Eltern aus New York nach Wien – obwohl mein Vater in Tel Aviv und meine Mutter in Usbekistan geboren wurde“, lacht Ronny Abramov, der genau zu Rosch ha-Schana 5784 seinen 30. Geburtstag feiert.

Die Belebung dieses Viertels schließt in mehrfacher Hinsicht an die jüdische Vergangenheit der sogenannten Mazzesinsel an: Bis zur erneuten Vertreibung 1938 und der Shoah machte die jüdische Bevölkerung einen beträchtlichen Teil der Einwohner des 2. Bezirks aus. So leitet sich der Spitzname Mazzesinsel tatsächlich von den zahlreichen Matze-Bäckern ab, die für das Pessachfest das ungesäuerte Brot buken. Der Duft verbreitete sich damals sicher ebenso über das Viertel wie heute das lebhafte Sprachengewirr vor der Abramov-Gastronomie. Junge Anrainer, Frauen mit Kinderwagen, die Wienerisch sprechen, treffen hier auf israelische Urlauber oder auf Freunde aus der jüdischen Gemeinde.

© Reinhard Engel; schalom-food.at

„Was unser Speiseangebot in beiden Lokalen von anderen unterscheidet, ist vor allem, dass wir fast alles hier vor Ort selbst produzieren“, erzählt der Vater zweier Kleinkinder. „Also vor allem Humus, Falafel, aber auch Sushi und Tafelspitz. Nicht nur, um den Geschmack individuell abstimmen zu können, sondern, weil wir das höchste ,Glatt koscher‘-Gebot einhalten, mit einem eigenen Maschgiach [Aufseher].“

Ronny Abramov, der seine Karriere in der Erste Bank sausen ließ, um sowohl im Immobiliengeschäft der Familie wie auch in deren Gastronomiebetrieben aktiv zu werden, ist als dritte Generation jüdischer Zuwanderer ein positives Paradebeispiel: Die Großeltern Abramov kamen 1971 nach Wien und arbeiteten sich vom „Schlüssel-Aufsperrdienst“ über den Stand am Brunnenmarkt zu Betreibern etlicher ImbissBuden. Der erst 50-jährige Vater von Ronny, Alon Abramov, verwaltet heute nicht nur Immobilien, sondern besitzt auch das Haus mit den beiden Restaurants, in dem die Großfamilie auch wohnt.

 

„Unsere Speisekarten sind dreisprachig, also Deutsch,
Englisch und Iwrit, da haben es alle leichter.“
Ronny Abramov

Die Frühstückskarte kann sich sehen lassen: Der Shakshuka Morning um € 12,90 oder der Thunfisch-Toast mit Israeli-Salat, Mayonnaise, hartgekochtem Ei, Auberginen, Zwiebel, Paprika und Tomaten um € 14,90 ist eigentlich schon ein Mittagessen. Das Mittagsmenü, erhältlich von 11:30 bis 14:30 Uhr, bietet um wohlfeile 15 € entweder eine Tagessuppe oder einen gemischten Salat und fünf Hauptspeisen zur Auswahl: Ende August waren das Curry Chicken, Salmon Teriyaki, Wok Beef, Huhn mit Eierreis oder mit gebratenen Nudeln.

„Alle unsere Speisekarten sind dreisprachig, also Deutsch, Englisch und Iwrit, da haben es alle leichter, unser Service-Personal – auch aus der Ukraine – und die Gäste“, freut sich der Jungunternehmer. Besonders stolz ist Ronny Abramov auf die Vielfalt der internationalen Speisen, die er hier alle koscher anbieten kann. Das beginnt bei den mit Fisch gefüllten Ocean Tacos und den Crunchy Rice Nigiri mit Lachs. Zehn verschiedene Sorten von Rolls, jeweils acht Stück, die neugierig machen, findet man hier ebenso wie deftige Hauptspeisen, etwa ein Wiener Schnitzel vom Rind mit Erdäpfelsalat um stolze € 37,90, koscheren Tafelspitz mit Gemüse, Frittaten und Markknochen um € 33,90 oder ein Filet-Mignon (ca. 180 g) mit Püree und DemiGlace um € 49,90.

Wer es günstiger und schneller haben will, kehrt einfach bei „Schalom Food“ ein. Hier gibt es ein saftiges Challah-Schnitzel um € 11,90, einen Schalom-Style Hot Dog um € 9,90 oder, herrlich zum Naschen, Nish-Nush, pikante Würstel um € 5,90. Klassische Pita-Falafel oder Pita-Schwarma gibt es weiters um € 7,90 bzw. € 8,90.

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