Der neue Leiter des Österreichischen Kulturforums in Tel Aviv, Johannes Strasser, beabsichtigt, neue Wege in der Programmgestaltung zu gehen: Er möchte die innovative und kreative Seite Österreichs zeigen. Von Alexia Weiss
wina: Sie übernehmen Mitte Oktober die Leitung des Österreichischen Kulturforums in Tel Aviv. Welches Österreichbild möchten Sie vermitteln?
Johannes Strasser: Für mich ist es wichtig, ein modernes, innovatives und kreatives Österreichbild zu vermitteln. Dabei möchte ich auf dem bestehenden Fundament aufbauen, darüber hinaus aber auch die zeitgenössische Komponente berücksichtigen und Österreich als weltoffenes Land mit einem Hang zum Innovativen darstellen.
Sie wollen also lieber noch lebende Künstler nach Israel holen, als Chöre mit einem Repertoire aus früheren Epochen auftreten zu lassen.
❙ Beides ist wichtig. In den Fokus möchte ich aber das ein bisschen Unkonventionelle stellen, etwas, worüber die Leute reden und was sie vielleicht nicht mit Österreich verbunden hätten.
Können Sie da ein konkretes Beispiel nennen?
❙ Zum Beispiel etwas Essensbezogenes. Man muss sich überlegen, wie man das genau umsetzen kann, aber immer dort, wo Menschen ungezwungen zusammenkommen, beispielsweise beim Essen, kommt man leichter ins Gespräch. Ich sehe das als wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung.
Sie spannen den Kulturbegriff also weiter und wollen eine Art Begegnungsraum schaffen.
❙ Ja, genau. Um solch einen Raum zu schaffen, braucht es nicht viele Mittel, allerdings sehr großes Engagement.
Wen sehen Sie denn als Ihre Zielgruppe? Die inzwischen schon sehr betagten österreichischen Emigranten, deren Familien, Israelis, die zu Österreich bisher gar keine Verbindung hatten?
❙ Alle. Für jene, die aus Österreich kommen, ist es wichtig, wie bisher eine Anlaufstelle zu haben. Für ihre Nachkommen bieten wir die Möglichkeit, weiter mit Österreich in Verbindung zu bleiben. Und alle anderen können hier Neues über Österreich erfahren. Im Gegenzug haben heimische Künstler die Möglichkeit, sich in Israel zu präsentieren. Wir wollen eine Serviceeinrichtung in beide Richtungen, also sowohl für Israelis als auch für Österreicher, sein.
Österreich hat historisch ein besonderes Verhältnis zu Israel. Wie wird das in Ihre Arbeit mithineinspielen?
❙ Das ist natürlich sehr wichtig. Ich habe vorhin gesagt, dass ich ein innovatives und kreatives Bild von Österreich zeigen möchte. Als ehemaliger Gedenkdiener weiß ich aber auch, dass das in der Vergangenheit Passierte immer da sein wird. Das kann, darf und soll man auch nicht vergessen. Die NS-Zeit wird also immer in die tägliche Arbeit hineinspielen, was auch an Projekten zu diesem Thema erkennbar sein wird.