Acht Kerzen und unzählige Sufganiyot

Chanukka steht vor der Tür, und die Fritteusen laufen schon auf Hochtouren.

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Sufganiyot Staatsfeind Nr. 1 zu den Feiertagen. © Flash 90

Dieses Jahr wird Chanukka Ende Dezember gefeiert, fast zur gleichen Zeit wie Weihnachten. Doch bereits zwei Monate, bevor das Lichterfest beginnt, findet man die ersten Sufganiyot in den Supermärkten Israels. Im Gegensatz zur Vorweihnachtszeit, in der man sich vor Lametta, Punsch, Glühwein und Last Christmas kaum retten kann, gibt es außer den Sufganiyot nur wenige Vorboten für Chanukka, genau das macht sie wahrscheinlich so unwiderstehlich. Es gibt doch nichts Schöneres als Festtagsstimmung im Alltag, oder?
Vergleichen kann man die Sufganiyot mit Faschingskrapfen oder Berlinern, doch in Israel werden die klassischen Sufganiyot mit Erdbeermarmelade gefüllt und in Öl herausgebacken. Diese klassische Variante wird mit ausgefallenen Kreationen der verschiedenen Bäckereien und Kaffeehäuser des Landes überboten. Besonders beliebt sind die Sufganiyot der Kette Roladin, die sich schon vor einigen Jahren dem Thema angenommen hat. Jahr für Jahr wird versucht, sich selbst mit pompöseren Sufganiyot als im Jahr zuvor zu überbieten. Dies sieht man bereits bei den Werbekampagnen mit den perfekt zurechtgezuckerten Sufganiyot, die auf den übergroßen Plakaten von der Ayalon-Autobahn zu uns lächeln. Auf den Plakaten steht groß geschrieben „Frohes Roladin-Fest!“ Die Kette positioniert sich ganz klar als Nummer eins, wenn es um Sufganiyot geht. Heuer feiert die Roladin-Kette ihr 30-jähriges Bestehen mit über 80 Filialen in ganz Israel. Die Produktionsstätte befindet sich in Kadima in der Sharon-Region.

Die Gegner versuchen dir deren Kalorien auf die Nase zu binden, und die Befürworter zeigen dir Fotos auf ihren Smartphones von den ausgefallensten Sufganiyot.

Gefüllt mit Dulce-De-Leche-Bananencreme, garniert mit Schokoglasur, karamellisierten Pekannüssen oder Schlagobers und Toffee-Twirl. Toppings von Minimakronen mit Mascarpone-Mango-Maracuja-Creme bis zu Mandelsplittern und roten Früchten. Verschiedene Füllungen, die individuell mit einem kleinen Applikator eingespritzt werden können: Vanille, Pistazie, Erdnussbutter, you name it. Grenzenloses Völlervergnügen. Immer beliebter werden auch glutenfreie und vegane Varianten. Für dieses Geschmackserlebnis greift man gerne einmal tiefer in die Tasche: Umgerechnet drei bis vier Euro kosten diese Spezialkreationen.
Was die Israelis aber noch viel lieber machen, als Sufganiyot zu essen, ist, sich über ihren Sufganiyot-Konsum auszutauschen. Ob im Büro, in Schulen, Krankenhäusern oder Militärbasen: Sie werden einem quasi den ganzen Monat hinterhergeworfen, und man versucht hoffnungslos, ihnen auszuweichen. Sufganiyot, der Staatsfeind Nummer 1. Die Gegner versuchen dir bei jeder Gelegenheit deren Kalorien auf die Nase zu binden, und die Befürworter zeigen dir Fotos auf ihren Smartphones von den ausgefallensten Sufganiyot, die sie gegessen haben.
Bei Roladin in der Schlange zu stehen, gehört zum Erlebnis dazu. „Die Sufganiyot sind stärker als mein Wille. Ein Biss in den weichen Teig, und die Kalorien sind vergessen“, gesteht Aviram, der seit Saisonbeginn sicher schon 20 verschiedene Variationen getestet hat. „Heute gönne ich mir etwas, normalerweise esse ich den Klassiker oder den mit Vanillefüllung, aber meine Freundin hat mir den mit Trüffelschokolade und Nougatfüllung empfohlen. Ich bin schon gespannt,“ erzählt Rachel, die in der Schlange vor mir steht. Persönlich bin ich kein Sufganiyot-Fan, ich bevorzuge die Latkes zu Chanukka. Aber die von Roladin kommen gut an, wenn man den Arbeitskollegen oder der Familie eine Freude machen möchte. Mein Favorit bleibt der Faschingskrapfen von Anker in Wien, sorry Roladin.

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