Der 15. Tag des Monats Aw steht im jüdischen Kalender ganz im Zeichen der Liebe. Nicht nur das Schenken von roten Rosen und Pralinen kommt an diesem Tag gut an, es ist auch ein beliebter Tag, um den Bund der Ehe zu schließen, Heiratsanträge auszusprechen oder Liebesgeständnisse zu machen.
Nach einem Aufruf auf der Facebook-Seite der Stadt Tel Aviv kamen vierzehn junge Paare zum Rathaus am Kikar Rabin (Jitzchak-Rabin-Platz). um den großen Schritt zu wagen. Adi Azulai, Social-Media-Manager der Stadtverwaltung, koordinierte diese Initiative: „Im Laufe des Jahres haben wir immer wieder Anfragen von Leuten bekommen, die das Lichterspiel an der Fassade des Rathauses nützen wollen, um ihren Liebsten einen Heiratsantrag zu machen. Leider konnten wir das bei individuellen Wünschen nicht verwirklichen, und so war Tu B’Av die perfekte Gelegenheit, um diese Initiative ins Leben zu rufen.“
Tal Almog, der kreative Kopf der Produktionsfirma Seriously Studios, hat die Paare mit der Kamera begleitet. Der Kniefall vor dem Rathaus in der Augusthitze Tel Avivs begeisterte auch schaulustige Touristen. Tal hat bereits viele Promovideos gedreht, aber bei diesem Projekt wurde sogar einem Zyniker wie ihm warm ums Herz: „Jedes Paar hatte einen Fünfzehn-Minuten-Slot. Manche kamen mit ihren Familien, die sich in den Büschen rund um den Platz versteckten, andere erfreuten sich an der überdimensionalen Liebesbotschaft zu zweit. Ein junges lesbisches Paar kam mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Freunde und feierte mit Luftballons, Champagner und Konfetti.“ Mit der Rückendeckung ihrer Heimatstadt kann eigentlich nichts mehr schief laufen, doch Tel Aviv ist gleichzeitig die Stadt mit der größten Scheidungsrate in Israel.
Sommer ist Hochzeitssaison in Israel. Bei dem Überangebot an Hochzeitslocations werden die
Feiern immer ausgefallener.
750 Paare haben sich im Jahr 2018 durch ein Get-Verfahren scheiden gelassen. Das ist ein Anstieg von 16 Prozent zum Vorjahr. Das Get-Verfahren wird vor einem Beth Din durchgeführt, einem rabbinischen Gericht, das aus drei Rabbinern besteht. In Jerusalem hingegen ging die Scheidungsrate laut der Wirtschaftszeitung Globes um 7 Prozent zurück.
Sommer ist Hochzeitssaison in Israel. Bei dem Überangebot an Hochzeitslocations werden die Feiern immer ausgefallener: ob kleine „DIY“-Hippie-Zeremonien, bei denen jeder der Gäste etwas zum Buffet beisteuert, oder ausgelassene Partys inklusive Auftritte israelischer Popstars. Dieses Jahr verbrachte ich Tu B’Av auf einem Tennisplatz. Das heißt, es war eigentlich eine Hochzeitslocation, die sich direkt neben einem Tennisplatz befand. So unmittelbar, dass die Toiletten mit dem israelischen Tennisverband geteilt wurden. Selbst der Weg zur Chuppa führte an den Netzen der Tennisplätze vorbei, und das Dribbeln der Tennisbälle mischte sich unter die Klänge der Empfangsmusik. Auch beim Begrüßungscocktail blieb man dem Thema „Ball“ treu. Aufgetischt wurden Piroggen mit Kartoffelfüllung, asiatische Dim Sum und irakische Kibbeh in Roter-Rüben-Suppe. Als die Zeremonie vorbei war und alle „Masel tov!“ riefen, durfte sich nicht nur der Bräutigam, der das Glas zertrat, freuen, sondern auch der Sieger im fünften Satz.