Die Qual der Wahl

Das Eurovision-Dorf, das EAT Festival und die Weiße Nacht – Tel Aviv lockt mit seinem Angebot während des Eurovision Song Contests vor allem Einheimische.

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Abgesehen von den Diskussionen um die hohen Ticket- und Hotelpreise herrschte Urlaubsstimmung in Tel Aviv. © flash90

Bei all der Mühe, die sich Israel bei der Vorbereitung auf den Eurovision Song Contest gemacht hat, blieben die vorausgesagten 20.000 bis 30.000 europäischen Touristen aus. Laut dem Wirtschaftsmagazin Globes kamen nur schätzungsweise 5.000 bis 7.000 Besucher aus dem Ausland nach Israel, einschließlich der Delegationen aus den 41 teilnehmenden Ländern und begleitender Journalisten. Madonna alleine reiste mit einem Gefolge von 65 Tänzern und Chorsängern an.

Trotz des schlechten Abschneidens Israels bekam Marimi bereits wenige Tage nach dem Song Contest ein Angebot des israelischen Nationaltheaters Habima. 

Eurovision-Fans sind nicht wie europäische Fußballfans, die zu Tausenden den Kontinent überqueren, um Spiele zu sehen. Während der Eurovision Song Contest, das größte Musikereignis der Welt, zweifellos ein atemberaubendes, wenn auch kitschiges Spektakel ist, sind die Teilnehmer großteils unbekannt und bringen nur wenige heimische Fans mit.
All dies hielt die Stadt Tel Aviv nicht davon ab, das internationale Event ausgiebig zu feiern. Das Halbfinale und das spektakuläre große Finale wurden tadellos ausgetragen, und die Stadt wurde von Millionen von Fernsehzuschauern bestaunt. Die Postkarten, die kurzen Clips der Teilnehmer vor deren Auftritten, zeigten ein Bild von Israel abseits der Mainstream-Medien. Als Kulisse für die Postkarten dienten unter anderem Werke israelischer Architektur wie das Van Leer Jerusalem Institute, die Galerien des Israel-Museums, das Kunstmuseum in Tel Aviv und der Turm des Ashalim-Solarkraftwerks. Selbst wenn die zehntausend Touristen nicht zum Eurovision Song Contest selbst kamen, hat die massive Medienpräsenz das Image von Tel Aviv nur verbessert und wird, so hoffen die Veranstalter, einen zukünftigen Anstieg an Touristen sicherstellen.
Laut KAN, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Israel, sahen 38,2 % der israelischen Haushalte den Eurovision Song Contest. Der Auftritt des israelischen Vertreters im Wettbewerb, Kobi Marimi, erreichte 44,5 %, was 1,3 Millionen Zuschauern entspricht. Trotz des schlechten Abschneidens Israels bekam Marimi bereits wenige Tage nach dem Song Contest ein Angebot des israelischen Nationaltheaters Habima.
Das Eurovision-Dorf entlang des Charles-Clore-Parks inklusive Meerblick ließ nicht nur das Herz der schwedischen Eurovision-Fans hochschlagen. „Wir waren bereits beim Song Contest in Lissabon und in Wien, aber Tel Aviv ist ein Traum. Kein Wunder, dass sich die Israelis das diesjährige Motto Dare to dream ausgesucht haben“, so Hendrik, der mit seiner fünfköpfigen Freundesgruppe anreiste. Besucher des Eurovision-Dorfes hatten die Möglichkeit, sich neben dem Public Viewing von der kulinarischen Szene ein Bild zu machen. Das EAT Food Festival bot über 80 Essensstände der besten Restaurants der Stadt. Traditionelle Gerichte wie Me’orav Yerushalmi wurden hier für umgerechnet neun Euro angeboten. Der Großteil der Besucher waren Einheimische, die das Flair in der Stadt und etwas vom Eurovision-Glamour spüren wollten. Die 38-jährige Miri ist mit ihren zwei Töchtern extra von Haifa nach Tel Aviv gekommen, um dabei zu sein: „Das ist ein historisches Ereignis, das wird meinen Töchtern noch viele Jahre in Erinnerung bleiben.“
Als ob das Angebot noch nicht genug wäre, legte die Stadt Tel Aviv auch die jährliche Weiße Nacht, Laila Lavan, auf das Song-Contest-Wochenende. Kostenlose Konzerte bis in die Morgenstunden ermöglichten Touristen und Israelis eine Kostprobe des einzigartigen Nonstop-Charakters Tel Avivs.

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