Was der engagierte Humanist für Jugendliche und deren Zivilcourage sowie gegen hetzerische Stammtischparolen unternimmt, erzählt er Marta S. Halpert.
Wina: Sie wurden vor Kurzem mit der Marietta-und-Friedrich-Torberg-Medaille von der Israelitischen Kultusgemeinde ausgezeichnet. In seiner sehr persönlichen und beeindruckenden Laudatio hat Sie Kurt Scholz als einen „Mann mit Weltanschauung und Hilfsbereitschaft“ bezeichnet. Und als „Persönlichkeit, die Zeitgeschichte nicht bloß kommentiert, sondern gestaltet“. Was hat Sie in Ihrer Weltanschauung am stärksten geprägt?
Willi Mernyi: Sicherlich meine eigene Ausbildung als Lehrling bei der Elin Union. Dort habe ich unglaubliche Ungerechtigkeiten gesehen und auch erlebt. Die Tendenz, dass einige wenige ständig über die anderen bestimmen, hat mich auch als Jugendvertrauensrat, also als Betriebsrat der Jugend, stark beeinflusst. Da gab es zum Beispiel einen rechtsradikalen Schlägertyp, der ist dann in letzter Konsequenz gekündigt worden und stand bald darauf vor dem Richter. Als dieser ihn gefragt hat, wer ihn eigentlich zu Gottfried Küssel* gebracht habe, antwortete dieser freimütig: „mein Berufsschullehrer“. Keiner kümmerte sich um diese wichtige Aussage, es hat einfach niemanden interessiert. Erst ein engagierter Kurier-Reporter recherchierte den Hintergrund dieses Lehrers, der in rechten Kreisen sehr wohl bekannt war. Unter anderem sagte er: „Was in den Gaskammern passiert ist, das erzähle ich euch in der Mittagspause.“