Mehr als 13 Millionen Mal wurde er auf YouTube angeklickt: der Werbespot der israelischen Firma SodaStream mit der Schauspielerin Scarlett Johansson. Grund für die Aufmerksamkeit ist nicht nur der Star, sondern eine hochpolitische Kontroverse. Von Manja Altenburg
Seit Jahren ist Johansson als Botschafter für die internationale Hilfsorganisation Oxfam unterwegs. Sie möchte das Scheinwerferlicht auf Dinge werfen, „die für uns alle wichtig sind“, so der Hollywoodstar. Nun hat sie das Scheinwerferlicht auf ein Thema gerichtet, das so umstritten ist wie kaum ein anderes. Darum verlangte Oxfam von der 29-Jährigen, ihr Amt als Botschafterin der Organisation niederzulegen. Der Grund dafür ist, dass SodaStream ein Werk in einer jüdischen Siedlung im besetzten Westjordanland betreibt. Das sei mit den Überzeugungen des Hilfswerks nicht vereinbar. Johansson zögerte nicht lang. Sie legte das Amt bei Oxfam nieder. SodaStream produziert Geräte, die in der heimischen Küche Leitungswasser mit Kohlensäure anreichern. Eine ihrer wichtigsten Produktionsstätten liegt im Industriepark Mishor Adumim im von Israel besetzten Westjordanland. Dort baut das Unternehmen „eine Brücke zum Frieden zwischen Israel und den Palästinensern“, schwärmt die Schauspielerin, die zu Jahresbeginn die erste „globale Markenbotschafterin“ der Firma wurde. In der Fabrik, so der Hollywoodstar, arbeiten israelische und palästinensische Nachbarn Seite an Seite, erhalten denselben Lohn, gleiche Sozialleistungen und haben dieselben Rechte.
Unterschiedliche Ansichten
Vergangenes Jahr produzierte SodaStream einen kurzen Film für den amerikanischen Markt. Vorstandschef Daniel Birnbaum erklärt darin seine Firma zur Wohltätigkeitsorganisation. Dort kann man u. a. sehen, dass palästinensische und israelische Arbeiter friedvoll miteinander arbeiten und den Muslimen ein Gebetsraum zur Verfügung steht. Das paradiesische Miteinander wurde weder bestätigt noch widerlegt von palästinensischer Seite. Aber dass es ihnen bei SodaStream gut gehe, bezeugen die palästinensischen Arbeitskräfte selbst. Sie sagen, dass man ihnen hier deutlich mehr zahlt, als sie je in palästinensischen Firmen verdienen würden. Werden sie auf eine mögliche Schließung der Fabrik angesprochen, reagieren sie bestürzt.