Susanne Scholl erzählt in ihrem neuen Roman Emma schweigt über Klischees, die der Wirklichkeit sehr nahe kommen. Von Anita Pollak
Sie hat sich ganz wohlig eingerichtet in ihrem Pensionisten-Dasein. Zwar ist ihr der Ehemann abhanden gekommen, als er sich neuen „Herausforderungen“ in Frauenform gestellt hat, dafür ist er aber jetzt im Pflegeheim, wo sie ihn wieder besuchen kann. Für Sohn Hansi, der wunschgemäß Arzt geworden ist, darf sie gelegentlich ihren Schweinsbraten machen, wenn er nicht gerade mit seiner Neuen, einer Türkin, vorbei- kommt. Die isst so was genauso wenig wie Sarema, eine tschetschenische Asylantin, die ihr irgendwie zugelaufen ist, als Emma sich den Fuß gebrochen hat, blöderweise gerade vor der „Nicht-Hochzeit“ Hansis mit Emine. Dass die ihr einen „Türkenbankert“ als Enkel bringen wird, nachdem sich schon die Ex-Schwiegertochter mit Enkelin Luzie nach Italien vertschüsst hat, ist natürlich ein schwerer Schlag für die ganz durchschnittlich fremdenfeindliche Wienerin. Grund zum Raunzen findet Emma daher immer und nur manchmal geht’s ihr richtig gut mit ihrer Katze, mit Sarema und mit Schamil, deren Sohn, dem sie bei den Hausaufgaben hilft, weil er noch nicht so richtig Deutsch kann. Abends gehen die beiden dann wieder zurück ins Asylantenheim, und woher sie wirklich kommen und warum, das will Emma gar nicht so genau wissen.