Weil er sich von seinem prominenten Vater Yoshua Sobol abgrenzen wollte, hat Yali Sobol sich erst einmal auf die Musik gestürzt und eine äußerst erfolgreiche Rockband gegründet. Dass er vom literarischen Schreiben nicht minder viel versteht, beweist sein hoch-politischer Künstlerroman Die Hände des Pianisten. Von Anita Pollak
Ein scheinbar harmloser Titel und dann gleich ein Schlag. „Tel Aviv, nach dem nächsten Krieg“, steht da als Orts- und Zeitrahmen für einen Roman, der in nicht allzu ferner Zukunft angesiedelt ist. Wann und gegen wen dieser Kampf geführt wurde, der tausende Opfer gefordert hat, bleibt im Dunkel. In die schwer gezeichnete Stadt kehren bald wieder die Glücklichen zurück, die Tel Aviv noch vor den Raketenangriffen verlassen konnten. So versuchen auch Joav und Chagit, ihr altes Leben aufzunehmen, aber da hat sich doch einiges dramatisch verändert. Nachdem die gesamte Militärspitze und sogar der Ministerpräsidenten bei einem blutigen Putsch getötet wurden, setzen Notstandsverordnungen der neuen allmächtigen Junta demokratische Ordnungen quasi über Nacht außer Kraft und etablieren einen Überwachungsstaat mit allen totalitären Attributen. Bespitzelungen, Razzien, Verhöre verbreiten Ängste, lähmen Familien und das künstlerische Leben, worunter auch der an sich unpolitische Pianist Joav leidet. Die für Musiker offenbar magische Altersgrenze von 30 hat er überschritten, ohne wirklich zur absoluten Spitze vorzustoßen, und jetzt vereitelt auch noch ein Ausreiseverbot seine geplante Konzerttournee. Eine veritable Existenz-, Midlife- und Ehekrise ist die Folge, denn Chagit muss als Cutterin eines Nachrichtensenders zunehmend für den Lebensunterhalt sorgen und ihren Kinderwunsch hintanstellen.