„Stein. Papier“. Über Tomer Gardis unbequemes Buch der Fragen. Von Anita Pollak
Woher die Steine für einen Museumsbau kommen, ist meist gar nicht wichtig. Wenn dieses Museum für Geschichte und Natur allerdings aus den Steinen eines zerstörten Dorfes errichtet wurde und genau dessen Geschichte verschweigt, dann beginnt die Sache verstörend zu werden. Tomer Gardi, der als Kind auf der Treppe vor dem Museum Beith Ussischkin gespielt hat, wittert, dass unter dessen Steinen aus dem palästinensischen Dorf Hounin noch mehr verborgen liegt. „Eine Spurensuche in Galiläa“ nennt der 1974 im Kibbuz Dan aufgewachsene Autor sein erstes Buch, das alles, nur keine unbeschwerte Reise in die Vergangenheit ist. Was es ist, ist schwerer zu beantworten. Zu aller erst ein Buch der Fragen in unterschiedlichsten literarischen Formen. In Essays, Märchen, Parabel, Poesie, Reportagen und Dokumenten sucht Gardi auch eine Sprache für das Verschwiegene, das Verdrängte.