Hermann Beil, Chefdramaturg des Berliner Ensembles und lange Jahre Mitarbeiter von George Tabori, über den leisen Propheten des Theaters, der heuer seinen 100. Geburtstag feiern würde.*
Wir sind halt komische Leut“, mit dieser melancholischen Feststellung endet George Taboris kleiner, grotesker Totentanz Jubiläum, der im Grunde kein Totentanz ist, sondern, trotz aller Entsetzlichkeiten, ein Reigen voll Lebensfreude und voll traurigem Humor, einem Humor, an dem jede Gemeinheit zerschellt.
Es schien zunächst eher wie eine Laune des Zufalls, als ich vor drei Jahren die freundliche Einladung des Landestheaters Tübingen erhielt, an dieser Bühne „etwas“ zu inszenieren. Dieses „etwas“ entpuppte sich unversehens als ein sehr gegenwärtiges Theaterstück. Tabori schrieb es zwar vor zwanzig Jahren, und doch bedurfte es keiner Aktualisierung. Die Wahrheit des Stückes ist aber heute noch dringlicher geworden, denn Opfer und Täter, von denen das Stück erzählt, können ihre Geschichte weder vergessen noch vergessen machen.