Über das Aufsichtsratsmandat im Jüdischen Museum, die Gewerkschaftsarbeit und ihre jüdische Identität spricht Dwora Stein mit Marta S. Halpert.
WINA: Sie sind vor Kurzem zur Vorsitzenden des Aufsichtsrates des Jüdischen Museum Wien gewählt worden. Sie vertreten in dieser Funktion den Eigentümer, also die Stadt Wien. Welche Aufgaben sind damit verbunden?
Dwora Stein: Das Spezifische beim Jüdischen Museum ist es, alle Akteure gut einzubinden, also die Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Wien und der IKG. Das ist, glaube ich, fast noch wichtiger als die eigentliche Kontrollaufgabe.
Können Sie auch inhaltliche Initiativen ergreifen, oder beschränkt sich Ihre Tätigkeit – abgesehen von der Mediation – vor allem auf die finanzielle Gebarung?
❙ Ich würde das nicht als Mediation bezeichnen, es geht einfach darum, unter allen Akteuren eine gute Kooperation herzustellen. Ich weiß, dass allen Mitgliedern des Aufsichtsrates, ganz egal von wem sie ernannt worden sind, das Jüdische Museum ein großes Anliegen ist. Ich sehe meine Hauptaufgabe darin, diese Interessen zu bündeln. Was die Mitgestaltung betrifft: Da geht es vor allem um die Grundausrichtung des JMW. Wichtig ist für mich in diesem Zusammenhang, den Weg, den das Museum unter der Leitung von Danielle Spera begonnen hat, fortzusetzen. Das bedeutet sowohl die Öffnung für ein breites Publikum durch öffentlichkeitswirksame Ausstellungen zu schaffen, als auch die bedeutenden Sammlungen des JMW entsprechend zu nutzen. Letzteres kann unter Umständen nur für einen kleineren Besucherkreis attraktiv sein, trotzdem halte ich das als genauso wichtig wie die Sammlung zu erweitern, was angesichts der knappen finanziellen Mittel nicht einfach ist. Hinzu kommen noch die wissenschaftliche Arbeit und der Ausbau der Bibliothek. Diese Balance zu halten und entsprechend zu präsentieren, erscheint mir wesentlich. Die Erstellung des konkreten Programms ist selbstverständlich Aufgabe der Direktion. Wir diskutieren darüber, und Aufsichtsratsmitglieder können natürlich auch Anregungen geben.
Haben Sie noch andere Aufsichtsratsmandate?
❙ Ja, ich bin auch Aufsichtsratsvorsitzende des bfi Wien, einem Bildungsinstitut der Arbeiterkammer, und des ÖGB, einem wichtigen Partner des AMS bei der Schulung von Arbeitslosen. Außerdem bin ich Mitglied des Generalrates der Österreichischen Nationalbank und im Aufsichtsrat des FWF, dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, sowie der FFG, der Forschungsförderungsgesellschaft.
Bedeutet Ihnen, als bewusste Jüdin, das Mandat im JMW mehr als andere Aufgaben?
❙ Diese Frage ist schwer zu beantworten, denn ich nehme jede Aufgabe sehr ernst und engagiere mich auch emotional. Aber das Jüdische Museum ist meinem Herzen schon sehr nahe. Und weil dieses Jüdische Museum für das Leben in der Stadt so ein wichtiger Ort ist, möchte ich es auch tatkräftig unterstützen, damit es diesen wichtigen Platz einnehmen kann. Ich wünsche mir, dass alle, die wichtig sind für das Museum, das ist die Stadt Wien, die IKG und andere Institutionen, so miteinander kooperieren, dass dieses Schmuckstück richtig zur Geltung kommen kann.