Gedenkstein für ehemalige HAK-Schüler

Eine Schülerprojektgruppe möchte an jene rund 80 jüdischen Jugendlichen erinnern, die in der NS-Zeit ihre Ausbildung an der Handelsakademie Vienna Business School (VBS) am Hamerlingplatz in der Josefstadt nicht fortsetzen konnten. Für sie wird am 12. März ein „Stein der Erinnerung“ enthüllt.

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VBS Hamerlingplatz. Schülerinnen und Schüler werteten sieben Monate lang die Klassenbücher der Schuljahre 1937/38 bis 1944/45 aus. © Theresa Galavics/Projektteam Stein der Erinnerung VBS Hamerlingplatz

„Niemals Vergessen – Zur Erinnerung an alle im Nationalsozialismus Vertriebenen und Ermordeten der Vienna Business School Hamerlingplatz“, wird auf dem Gedenkstein zu lesen sein, der vor dem Schulgebäude in Kooperation mit dem Verein Steine der Erinnerung in den Boden eingelassen werden wird. Die Schüler stellten dafür nicht nur die nötigen Mittel auf, sie organisieren auch einen Thementag mit Workshops für die ganze Schule.
Im Vorfeld stellte die Projektgruppe zudem zahlreiche Recherchen an. Angeregt durch den Geschichteunterricht sowie eine Exkursion in die KZ-Gedenkstätte Mauthausen entstand der Wunsch, „sich mit dem historischen Erbe der Schule näher zu befassen“, erzählt Theresa Galavics vom Projektteam. „Ziel war es, einen Gedenkstein für alle im Nationalsozialismus verfolgten Lehrer und Schüler der VBS Hamerlingplatz verlegen lassen zu können, um ein Bewusstsein für Toleranz und unsere historische Verantwortung zu schaffen.“ Der Stein solle jetzige, aber auch zukünftige Schüler sowie Passanten für die Geschichte der Schule sensibilisieren und zu Erinnerung anregen.
Die an dem Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler waren zunächst sieben Monate lang damit beschäftigt, die Klassenbücher der Schuljahre 1937/38 bis 1944/45 digital zu erfassen und die Daten anschließend statistisch auszuwerten. So fanden sie heraus, dass die 1905 gegründete Handelsakademie, die seit 1907 im Gebäude am Hamerlingplatz zu Hause ist, von 1936 bis 1938 von rund 80 jüdischen Jugendlichen besucht wurde. 20 von ihnen wurden zwischen Jänner und Mai 1938 vom Schulbesuch abgemeldet. Von den restlichen 60 Schülern konnte der genaue Zeitpunkt des Schulabgangs nicht eruiert werden, erklärt Galavics.
Von manchen ehemaligen Schülern konnten die Jugendlichen von heute das weitere Schicksal nachzeichnen, wobei sie die Recherchen auf Grund des hohen Zeitaufwands schließlich auf jene früheren HAK-Schüler eingeschränkt haben, die im achten Bezirk nicht nur zur Schule gingen, sondern auch in der Josefstadt wohnten. Für zwei der Schüler fanden die Jugendlichen Geburtseinträge im Matrikenbuch der IKG, für zwei weitere die Auswanderungsfragebögen der Familien. In einem Fall fanden die Schüler heraus, dass eine Emigration nach Argentinien geglückt ist. Ein Schüler wurde in das KZ Bergen-Belsen deportiert, überlebte aber und emigrierte schließlich nach Schweden.
Der „Stein der Erinnerung“ wird das Gedenken an alle Vertriebenen jedenfalls wachhalten. Und vielleicht führen ja künftige Schülergenerationen der HAK am Hamerlingplatz die Recherchen fort und finden heraus, wie das Leben aller 80 früheren jüdischen Schüler der Schule weiterging.

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