In Israel wechseln besonders viele ehemalige Offiziere in Spitzenpositionen der Wirtschaft. Das hat mit dem frühen Pensionsalter zu tun, aber auch mit speziellen Branchen: Rüstung und IT. Von Reinhard Engel
Gabi Ashkenazi wird auch als pensionierter Generalstabschef genug zu tun haben. Denn das Energieunternehmen Shemen, das ihn vor wenigen Wochen zum gut bezahlten Chairman of the Board bestellt hat, braucht Hilfe gleich an mehreren Fronten.
Zwar besitzt die Firma eine lukrative Lizenz zum Erschließen einer viel versprechenden Untersee-Ölquelle vor der Küste von Ashdod im Süden von Israel. Aber das Bohren im Meer ist teuer, und im Frühjahr war es dem damaligen Management nicht gelungen, von Privatinvestoren genug Geld aufzutreiben. Jetzt will man es mit einem Börsengang versuchen, doch die globale Situation an den Kapitalmärkten ist schlecht, auch in Tel Aviv. Da kann ein bekanntes Gesicht an der Spitze nur hilfreich sein.
Und auch eine Schnittstelle zum Militär gibt es. Die künftigen Bohrplattformen stehen exponiert vor der Küste, unweit von Gaza, und die Armee hat einiges dabei mitzureden, was die Evakuierungspläne und den Schutz der teuren Einrichtungen betrifft. Dabei wird ein ehemaliger Generalstabschef sicher seine Kontakte spielen lassen.
Ashkenazi ist nicht der erste israelische Spitzenoffizier, der den Wechsel in die Führungsetage eines Großunternehmens geschafft hat. Zu seinen Kollegen gehören etwa der CEO des globalen Pharmariesen Teva, Shlomo Yanai, El-Al-Generaldirektor Eliezer Shkedy oder Dan Halutz, der mit der Firma Kamor mehrere Jahre lang für die Importe von BMW-Automobilen nach Israel verantwortlich zeichnete. Aber auch Ehud Barak, in der israelischen Politik in unterschiedlichsten Positionen mehr oder weniger erfolgreich, hat nach seinem Armeedienst in der Wirtschaft sein privates Vermögen vermehrt. Er ist immer noch Partner der amerikanischen Investmentfirma SCP, die unter anderen in Life-Science-Unternehmen und Rüstungsfirmen investiert.