Das israelische Verteidigungsministerium hüllte sich in Schweigen. Ja, man exportiere erstmals den in Israel entwickelten und gebauten schweren Kampfpanzer „Merkava“. Wohin, wolle man nicht sagen. Dabei handle es sich um bis zu 200 Exemplare älterer Baureihen. Die Geräte stehen seit einiger Zeit auf Halde, wurden aber regelmäßig gewartet. Dennoch drohte ihnen bereits die Verschrottung.

Nun, mit dem seit mehr als eineinhalb Jahren wütenden Krieg in der Ukraine, hat sich die Nachfrage in der globalen Rüstungsbranche dramatisch verändert. Überall fehlt Material, ob Munition oder schweres Gerät. Der Westen hat einen Gutteil seiner Bestände an die Ukraine übergeben, die Lager leeren sich mit hoher Geschwindigkeit. Und die Entwicklung und Produktion neuer Panzer dauert mehrere Jahre. Daher sind auch ältere Modelle wieder am Markt gefragt.

Alles Schweigen in Tel Aviv und Jerusalem nutzte nichts, internationale Militärblogger und einschlägige europäische Fachmagazine konnten sehr schnell die Kunden der israelischen Panzer herausfinden. Es handelt sich dabei um Zypern und um Marokko. Warum diese beiden Länder?

Die Bestellungen haben auch mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Israel liefert zwar kein Kriegsmaterial, obwohl die russische Seite iranische Drohnen in großem Umfang gegen militärische und zivile Ziele schickt – zu wichtig ist Israel das Stillhalten der russischen Luftwaffe und modernen Fliegerabwehr in Syrien bei seinen regelmäßigen Einsätzen gegen die dortigen iranischen Aktivitäten –, doch an komplexen Kreislaufgeschäften kann sich Israel beteiligen. Notwendig ist dazu allerdings das grüne Licht aus Washington, denn der Panzer enthält Komponenten aus US-Produktion, etwa den Motor.

Das Geschäft funktioniert laut Berichten von Rüstungsexperten so: Marokko und Zypern halten in ihren Beständen russische Panzer der Typen T72 und T80, teilweise direkt aus Russland, teils via Belarus beschafft. Marokko hat zuletzt 130 seiner 148 russischen T72 an eine tschechische Firma zur Kampfwertsteigerung und elektronischen Modernisierung geschickt. Von dort sollen allerdings nur wenige nach Nordafrika zurückgekommen sein, 74 gingen direkt in die Ukraine, es sollten noch mehr werden. Zypern wiederum verfügt derzeit über rund 80 T80, die – nach Ersatz durch israelische „Merkavas“ – dann ebenfalls für den Kriegseinsatz zur Verfügung stünden. Es handelt sich dabei zwar um Modelle, die nicht mit dem modernen deutschen „Leopard“ oder dem amerikanischen „Abrams“ vergleichbar sind. Aber die ukrainische Armee kann damit ohne zusätzliche Einschulung professionell umgehen und füllt eigene Verluste in ihrer Panzertruppe unmittelbar auf.

Der „Merkava“ ist ein mehr als 60 Tonnen schwerer Kampfpanzer. Er wurde Ende der 1970er-Jahre in Israel entwickelt. Zuvor war eine einschlägige Zusammenarbeit mit Großbritannien geplant gewesen. Doch nach einem französischen Embargo, das vor allem die Luftwaffe traf, entschieden sich auch die Engländer auf arabischen Druck hin, die Kooperation einzustellen. Israel musste selbst einen modernen Panzer bauen.

Der „Merkava“ unterscheidet sich von fast allen anderen Modellen auf dem Markt durch seinen vorne liegenden Motor. Damit wird die Besatzung besser vor direktem Beschuss geschützt. Diese Bauweise ermöglicht überdies die Nutzung des rückwärtigen Bereichs für andere Zwecke, etwa zum Transport von verwundeten Soldaten. Der Panzer wurde in zahlreichen bewaffneten Konflikten eingesetzt und nach diesen Erfahrungen laufend modernisiert. Aktuell hält die israelische Armee IDF bei der Version IV. Diese ist vollgestopft mit Elektronik und verfügt auch über ein aktives Raketenabwehrsystem, das seine Effizienz bereits in Gaza unter Beweis gestellt hat.

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