Bislang war in der deutschen Nachkriegsgeschichte der militante Antisemitismus ein Phänomen rechts- und linksradikaler Kreise. Das änderte sich 2000 mit dem Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge. Von Manja Altenburg
Damals verübten zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik muslimische Jugendliche einen Anschlag auf eine jüdische Gemeinde. Nur sechs Tage später zerstörte eine Gruppe Libanesen zahlreiche Fenster der Alten Synagoge in Essen. Beiden Straftaten lag ein israelbezogener Antisemitismus zugrunde. Sie standen in Zusammenhang mit der so genannten Zweiten Intifada. Die Täter empörten sich damit gegen das Vorgehen der israelischen Streitkräfte: „Für die jungen Muslime sind die Proteste eine legitime Art, ihre Aggressivität auszuleben. Seit ihrer Kindheit wurde diesen jungen Menschen das Feindbild mitgegeben, unter anderem durch ihre Eltern, Freunde und Bekannte, aber auch in Moscheen und Koranschulen“, erzählt der Diplompsychologe Ahmad Mansour, der Initiativen im Umgang mit Antisemitismus bei Muslimen berät.