Claus Canisius hat sich seinen Herzenswunsch noch nicht erfüllt. Aber da er eigentlich vor hat, 100 Jahre alt zu werden, steht seinem Vorhaben nichts im Wege. Von Manja Altenburg
Der bekannte Wissenschaftler erfüllt ganz und gar nicht das Klischee vom im Elfenbeinturm sitzenden Forscher. Er ist lebensnah und aufgeweckt. Vor allem besitzt er eine große Portion jüdischen Witz und Selbstironie. In seinem hellen Arbeitszimmer, in dem er einen gastfreundlich mit Tee und Keksen bewirtet, befinden sich nicht nur viele Bücher, sondern auch mehrere Geigen und ein „Steinway“-Konzertflügel. Kaum verwunderlich, denn der promovierte Musikwissenschaftler lehrte nicht nur an der Universität Heidelberg Englisch und Literatur, sondern arbeitete als Lehrer für Klavier, Theorie und Orchester am Badischem Konservatorium und war als Redakteur von klassischer und zeitgenössischer Musik beim Südwestfunk und dem Süddeutschen Rundfunk (SWR) tätig. Außerdem schloss er ein Analyse und das Dirigierstudium bei Pierre Boulez ab. Stillstand ist ihm ein Fremdwort. „Ich habe viel Glück gehabt, nie musste ich mich auf eine Stelle bewerben, immer kam im rechten Moment ein Protegé. “ Ein wahres Sonntagskind. Doch nicht alles in seinem Leben wird von dieser Leichtigkeit begleitet.