Es ist viel los in diesen Tagen. Die anstehenden Wahlen am 23. März haben dabei eher einen geringen Aktualitätswert. Covid-19 oder besser gesagt die graduellen Lockerungen nach dem jüngsten Lockdown und die Hoffnungen auf ein besseres Danach dominieren den Alltag. Man ist froh, dass sich langsam wieder etwas Normalität einstellt, auch wenn Cafés und Restaurants weiterhin nur Lieferungen und Take-away-Service anbieten dürfen. Immerhin: Das Dizengoff-Einkaufszentrum hat wieder geöffnet, am Eingang wird Fieber gemessen, aber drinnen fühlt es sich – trotz Maske – fast wie früher an. Man hat aus der Ungeduld der Vergangenheit gelernt.
Weitergehende Öffnungen sollen diesmal eng von der Entwicklung der Infektionszahlen abhängen. Und jetzt will man erst einmal abwarten, ob sich die Purim-Feiern zwei Wochen später nicht noch als Bumerang erweisen. Es gab zwar eine nächtliche Ausgangssperre, um Ansammlungen zu vermeiden, aber die Folge war, dass die Partys tagsüber stattfanden.
Es gibt dennoch Anlass zum Optimismus. Immer deutlicher stellt sich heraus, dass der Impfstoff von Pfizer hoch wirksam ist. Die ersten Corona-Abteilungen in Krankenhäusern wurden gerade geschlossen. Die Impfstatistik macht ebenso Mut. Die Hälfte der Bevölkerung ist bisher schon mindestens einmal geimpft. Rechnet man die knapp 800.000 Genesenen hinzu, sind das nicht wenige, die – trotz aller Mutationen – als weitgehend geschützt gelten. Ausgenommen sind Kinder unter 16, die bisher nicht geimpft werden.
Inzwischen gibt es ein Impfzertifikat und ein grünes Zertifikat. Beide lassen sich, wenn auch mit Komplikationen und in verschiedenen Versionen, herunterladen. Und ohne Smartphone und App geht eigentlich gar nichts mehr. Das grüne Zertifikat gilt auch für jene, die Covid überstanden haben. Wer ein solches vorweisen kann, darf in die gerade wieder eröffneten Fitnessstudios, in Museen, Hotels und ins Theater. Nach einem Jahr Pause hat sich im Jerusalemer Khan-Theater erstmals der Vorhang gehoben. Statt 230 Zuschauern dürfen nur 150 in den Saal, damit genug Platz für Abstand bleibt. Seine gesamte Truppe vor und hinter der Bühne sei immunisiert, sagt Direktor Udi Ben Moshe stolz. Er sei aufgeregt wie nie. Auf dem Programm steht eine Komödie. Ein bisschen sorgt er sich allerdings, weil aufgrund der Masken nicht gut ersichtlich ist, ob und wie die Witze ankommen.

Es gibt dennoch Anlass zum Optimismus.
Die ersten Corona-Abteilungen in Krankenhäusern wurden gerade geschlossen. Die Impfstatistik macht ebenso Mut.

 

Die neuen Zertifikate sind sechs Monate lang gültig – gezählt wird nach der zweiten Impfung. Diskussionen über Datenschutz und Privilegien bzw. Diskriminierung von Nichtimmunisierten gibt es auch hier, aber die Aufregung hält sich in Grenzen. Die Knesset hat eine Gesetzgebung verabschiedet, die es den Behörden erlaubt, Zugang zu den persönlichen Daten jener zu bekommen, die nicht geimpft sind. Es handelt sich um eine Notfallregelung, die erst einmal nur für drei Monate in Kraft tritt, aber verlängert werden kann. Ziel ist es, einzelne so direkt anzusprechen und zu ermutigen, sich impfen zu lassen. Das Gesundheitsministerium will erreichen, dass sich Angestellte, die sich nicht impfen lassen wollen, alle zwei Tage testen lassen müssen. Auch geht es um die Frage, ob jemand zum Homeoffice gezwungen werden könne. Der Staatsanwalt wurde um Klärung gebeten. Legale, moralische und ethische Fragen mögen wichtig sein, so lässt sich die Grundstimmung zusammenfassen, aber die Rückkehr zur Normalität ist wichtiger.
Das grüne Zertifikat soll auch ein Anreiz sein für jene, die noch zaudern, sich impfen zu lassen. Anfangs war noch explizit von einem grünen „Pass“ die Rede, aber die Bezeichnung hat sich geändert, weil das mit den Urlaubsreisen wohl noch eine Weile dauern wird. Es gibt zwar bereits grundsätzliche Vereinbarungen mit Griechenland und Zypern, die es Israelis mit einem grünen Zertifikat erlauben wollen, ohne Quarantäne dorthin zu fliegen, aber die Angst vor neuen Mutationen ist groß. Zu groß ist auch die Sorge, dass sich Reisende bei der Rückkehr nicht an die vorgeschriebene Quarantäne in einem der Corona-Hotels halten. Auch in dieser Hinsicht hat gerade ein Pilotprojekt begonnen. Wer bereit ist, ein elektronisches Bändchen zu tragen, das einen ortet, kann sich auch zuhause in Isolation begeben.

Die Knesset hat eine Gesetzesgebung verabschiedet, die es den Behörden erlaubt, Zugang zu den persönlichen Daten jener zu bekommen, die nicht geimpft sind.

 

Für den Normalbürger bleibt der Flughafen erst einmal weiterhin geschlossen. Ausnahmen gibt es natürlich. Darunter fallen auch Reisen des österreichischen Bundeskanzlers und der dänischen Ministerpräsidentin. Beide zieht es nach Israel, um sich in Sachen Corona zu beraten. Auf Twitter teilte Sebastian Kurz mit, die drei Länder seien deshalb bereits seit vorigem Frühjahr in „engem Kontakt“ und wollen jetzt die „Kooperation ausweiten“.
Darüber hinaus verfolgen aber auch viele andere europäische Länder sehr genau, wie die Dinge hier weitergehen. Allen voran die Schweiz, wo ähnlich viele Menschen leben und man zwar schon seit Jahren über die Einführung digitaler Gesundheitskarten redet, aber den gläsernen Patienten fürchtet.
In Israel wiederum überwiegt der Pragmatismus. Der hat dazu geführt, dass man sich auch beim Einkauf im gerade erst wiedereröffneten IKEA impfen lassen kann.

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