Am 27. Jänner gedachte die Welt des 70. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz-Birkenau – DAS Symbol für das Böse in der Welt. Als Enkeltochter von Holocaust-Überlebenden saß ich da und überlegte, wie viele Überlebende wohl noch Zeugnis vom Grauen ablegen können. Die meisten von ihnen haben Verfolgung, Getto, Deportation und KZ als Kinder überlebt. Mittlerweile ist wissenschaftlich nachgewiesen, was die meisten Nachkommen aus eigener Anschauung kennen: In welchem Ausmaß die Kindheit, die kindlichen Erfahrungen und Prägungen unser Wesen, unsere Beziehungen, unser Handeln beeinflussen.
Jene, die 1945 als Kinder befreit wurden, sind heute in ihren 70ern, 80ern, 90ern und niemand von uns kann nachvollziehen, welchen Schmerz sie durch das Erlebte und durch die Verluste in sich tragen. Wir können aber davon ausgehen, dass diese Schmerzen auch in alle folgenden Generationen eingeschrieben sind – und somit auch unser Leben und Erleben beeinflussen. Wenn wir uns zu Pessach an die Befreiung aus der Dunkelheit der ägyptischen Gefangenschaft erinnern und in der Tora steht, dass jede der folgenden Generationen diese Befreiung am eigenen Leib erfahren wird, so gilt dies auch für Auschwitz und die Grauen des Nationalsozialismus.