Oder warum ich hebräische Kosenamen und israelischen Slang so liebe. Von Iris Lanchiano
Umgangssprache ist hier in stetiger Mutation. Mit jeder neuen Einwanderungswelle wurden und werden neue Wörter und Floskeln übernommen. Sie sind unumstritten unumgänglich. Es fängt schon in der Früh an. Die tägliche Aufmerksamkeit beginnt beim Kiosk um die Ecke. Mit mir steht noch ein junger Soldat an der Theke, der Kioskbesitzer schaut zuerst mich an, „Boker tov Neschama!“ (Guten Morgen, meine Seele!) – „Neschama“ heißt wörtlich übersetzt „Seele“, wird aber umgangssprachlich als „Schatz“ oder „Liebes“ verwendet. Dann dreht er sich zum jungen Soldaten, „Ach scheli ma bishwilcha?“ (Mein Bruder, was darf es für dich sein?). „Ach scheli“ oder auch „Achi“ (mein Bruder) ist so ziemlich jeder für jeden hier. Weiter geht’s im Taxi. Beim Bezahlen ist es immer hilfreich, Kleingeld zu haben, denn ich habe nur zu oft den Satz gehört: „Ein li odef Mami“ (Ich hab kein Wechselgeld, Liebes). „Mami“ wird so wie „Motek“ (Süße) oder „Neshama“ als Kosewort verwendet. Habe ich aber doch Wechselgeld, bedankt sich der Fahrer mit den Worten „Kapara Alaich“, was übersetzt soviel heißt wie „Sühne über dich“ und wie „Motek“, „Mami“ oder „Neshama“ verwendet wird. Diese Kosenamen sind besonders beliebt bei den sefardischen Israelis.