
Wo ist Anne Frank
Premiere: 25. Jänner 2023
Regie: Ari Folman BE/LUX/F/NL/ISR 2021 99 Min.
Bevor Wo ist Anne Frank im Lauf des Februar regulär in den Kinos anläuft,
feiert der Film am 25. Jänner um 18 Uhr in Kooperation mit dem
Jüdischen Museum Wien (JMW) im Filmcasino Wien Österreich-Premiere.
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Wie vermittelt man den Holocaust an auch schon jüngere Kinder, ohne sie dabei sofort mit dem ganzen Horror der Shoah zu konfrontieren? Das berühmte Tagebuch der Anne Frank, die lange mit ihrer Familie in einem Versteck in einem Haus in Amsterdam überlebte, bevor sie doch deportiert wurde und schließlich im KZ Bergen-Belsen starb, ist hier seit Jahrzehnten Anknüpfungspunkt der Vermittlung dieses düsteren Kapitels des 20. Jahrhunderts an Schulen.
Ari Folman holt diese Geschichte nun in die Gegenwart. Eine zentrale Rolle kommt dabei Kitty zu. Anne Frank formulierte ihre Tagebucheinträge teils als Briefe an reale und fiktive Personen. Dazu gehörte auch Kitty, eine Figur in den Büchern von Cissy van Marxveldt, die Frank gerne las.
Kitty wurde nach und nach – Frank überarbeitete ihr Tagebuch ja – zur wichtigsten Ansprechpartnerin in ihrer Zeit im Versteck in der Prinsengracht. Kitty tritt im Film in der Gegenwart aus dem Tagebuch heraus, wird für andere aber nur sichtbar, wenn sie das Tagebuch bei sich hat. Deshalb stiehlt sie das berühmte rot-weiß-karierte Heft aus dem Museum und wird in der Folge von der Polizei gesucht. Diese Verfolgungsjagd kombiniert Folman mit der Suche Kittys nach dem Verbleib von Anne. Sie kann sich zunächst nur an Franks Zeit in ihrem Versteck erinnern. Nach und nach erfährt sie, wie es mit Anne nach der Deportation weiterging.
Folman spart dabei allerdings das Grauen im Konzentrationslager aus. Nazis sind in diesem Animationsfilm zudem übergroß und dunkel gestaltet und erinnern an ein Heer aus Darth-Vader-Figuren. Sie marschieren in furchteinflößender Formation, legen in dem Streifen aber niemals Hand an die Familie Frank. So ist Wo ist Anne Frank auch schon für ein sehr junges Publikum geeignet.
Der Regisseur transferiert das Thema aber auch noch auf einer zweiten Ebene ins Heute: Er verknüpft die Geschichte mit Geflüchteten, die sich illegal in den Niederlanden aufhalten. Das will Kitty nicht akzeptieren. Sie setzt das Tagebuch ein, um auf die schwierige Situation für Flüchtlinge aufmerksam zu machen.
Fazit: Folman gelingt hier ein zeitgemäßer Zugang zu dem schwierigen Stoff, der bereits Volksschulkinder behutsam an die NS-Zeit und den Holocaust heranführt.