Frachtflugzeuge für den Golf

IAI, Israel Aircraft Industries, ist eines der ersten Hightech- Unternehmen, das von der jüngsten Annäherung an mehrere arabische Staaten profitiert.

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Der Prototyp des neuen BB777-300ER. Eine große seitliche Tür wird aus dem Rumpf geschnitten, ein neuer Ladeboden wird eingezogen und die Fenster verschwinden.© IAI

Vor wenigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen: IAI, Israel Aircraft Industries, hat einen prestigeträchtigen Auftrag von einem arabischen Kunden erhalten. Ab 2023 wird das Unternehmen zunächst vier Boeing-Großraumflugzeuge des Typs 777 zu Frachtfliegern umbauen. Das berichtet das Fachmagazin für Luft- und Raumfahrt Flug Revue in seiner jüngsten Ausgabe. Der Auftraggeber ist die Sky-Cargo-Tochter einer der weltweit größten Fluglinien, Emirates. Diese gehört dem Emirat Dubai. Der komplexe Umbau wird in einer Werft von Etihad in Abu Dhabi durchgeführt, mit israelischen und arabischen Technikern Seite an Seite.
Der politische Hintergrund für derartige wirtschaftliche Möglichkeiten ist das so genannte Abraham- Abkommen. Mit diesem wurden im Herbst 2020 volle diplomatische Beziehungen zunächst mit den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgenommen, dann auch mit Bahrain, dem Sudan und Marokko.
Was wird bei derartigen Umbauten konkret gemacht? Die Konversion vom Passagier- zum Frachtflugzeug beginnt damit, eine große seitliche Tür aus dem Rumpf herauszuschneiden, im Gegenzug erfolgen zusätzliche Verstärkungen der Struktur, auch ein neuer Ladeboden wird eingezogen. Die Fenster verschwinden, hinter den beiden Piloten gibt es dann noch einen Ruheraum mit Bett und WC sowie eine kleine Reisebox mit Sitzen für mitfliegende Lademeister oder Kuriere. Der Umbau erfordert neue Typisierungen bei den Luftfahrtbehörden vor Ort, aber auch in den USA und in Europa.

Probleme bei internationalen
Lieferketten führen dazu, dass wichtige Bauteile oder Komponenten in der Luft
transportiert werden, wenn es Verzögerungen bei Containerschiffen gibt.

Die Covid-19-Krise sollte dieses Geschäft weltweit kräftig anschieben: Trotz teils dramatischer Einbrüche am Reisemarkt hat die Nachfrage nach Frachtkapazitäten nicht nachgelassen, im Gegenteil. Probleme bei internationalen Lieferketten führen dazu, dass wichtige Bauteile oder Komponenten in der Luft transportiert werden, wenn es Verzögerungen bei Containerschiffen gibt.
IAI hat auf diesem Spezialgebiet eine Erfahrung von vielen Jahren. Bisher wurden von dem Unternehmen mehr als 250 solcher Umbauten durchgeführt, vor allem der gängigen Boeing-Typen 737, 747 und 767. Die mächtige 777, mit 850 verkauften Exemplaren eines der erfolgreichsten Großraumflugzeuge, wurde erst seit Kurzem in dieses Programm aufgenommen. Bei den bisherigen Aufträgen spielte die Zusammenarbeit mit internationalen Flugzeug-Leasingunternehmen die tragende Rolle. Das ist vor allem die niederländische AerCap, seit der Verschmelzung mit GE Capital Aviation Services (GECAS) einer der weltweit größten Vermieter von Jets.
Doch auch die vier fix vereinbarten Umbauten in Abu Dhabi sollen nicht die einzigen bleiben. Beide Partner – IAI wie der lokale Werftbetreiber Etihad – geben sich optimistisch, dass es großes Potenzial für Folgegeschäfte gebe. Darüber hinaus liefert Israel den Emiraten inzwischen bereits auch Militärtechnologie, etwa Drohnenabwehrsysteme. Das wurde bei der letzten Dubai Air Show bekannt.

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