Ein ehemaliger Mossad-Leiter und ein Krimiautor widmen sich in Sylvia Rafael der Geschichte des israelischen Geheimdienstes – und tun diesem und den LeserInnen dabei nichts Gutes. Von Alexander Kluy
Nein, das ist keine Biografie der Mossad-Agentin Sylvia Rafael (1937–2005), die nach dem Olympia-Anschlag der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ 1972 nach und nach die Attentäter zur Strecke brachte. Es ist viel weniger, nämlich eine Hagiografie, eine Heldinnenlegende, geschrieben von Moti Kfir, der Leiter der Akademie für spezielle Operationen des Mossad war. Er wollte, und durfte, nicht von sich selbst schreiben. Erzählt er deshalb das Leben der in Südafrika geborenen Rafael nach? Rafael, die der Halacha zufolge eigentlich keine Jüdin war, deren ukrainische Verwandte fast alle in der Schoa umkamen, die mit Anfang 20 nach Israel ging, sich vom israelischen Geheimdienst rekrutieren ließ, an zahlreichen Operationen teilnahm, um schließlich 1973 im norwegischen Lillehammer im Zuge der Operation „Zorn Gottes“ einen marokkanischen Kellner mit Ali Hassan Salameh, dem Kopf des „Schwarzen Septembers“, zu verwechseln und zu erschießen. Auf Grund einer ganzen Planungsfehlerkette verhaftet wurde, in Oslo einige Jahre im Gefängnis saß. Sich in ihren norwegischen Verteidiger verliebte, ihn nach der Haftentlassung heiratete, aus dem Mossad ausschied, glückliche Jahre in Norwegen verbrachte und dann nach Südafrika zog, wo sie an Krebs starb.