Viele moderne jüdische Paare stört die Ehetradition, dass die Frau zum Eigentum des Mannes wird. Darum gibt es den Bund der Liebe. Von Manja Altenburg
Seit 2.000 Jahren verpflichtet sich der Ehemann im traditionellen Ehevertrag – der Ketubba (K’tuba) – dazu, die Gattin in angemessener Weise zu ehren, sie zu unterstützen, medizinische Kosten für sie zu übernehmen und sich im Falle ihres Todes um ihre Beerdigung zu kümmern. Außerdem sorgt die Ketubba für die materielle Absicherung der Frau und der Kinder für den Fall, dass dem Mann etwas zustößt. In vielen sefardischen Gemeinden bewahrt die Frau die Ketubba auf.
Die moderne Alternative zur Ketubba
Die Chuppa (jüdische Hochzeit) gilt auch als Akt des Erwerbs, des Kinjan, durch den die Frau zum Eigentum des Mannes wird und seiner Autorität unterworfen ist. Der Ehemann wird darum auch als Ba’al – Eigentümer – bezeichnet. Viele moderne jüdische Paare lehnen diese traditionelle Form des Erwerbs der Ehefrau ab. Für sie ist dieser Brauch in der modernen Welt, in der es längst zivilrechtlich anerkannte homosexuelle Paare gibt, nicht mehr zeitgemäß. Aus diesem Grund hat das liberale Judentum in den USA den Brit Ahawa (Bund der Liebe) oder Brit Ahuwim (Bund der Liebenden) entwickelt. Ein Brauch, der auch in Europa sich zusehends immer mehr Beliebtheit erfreut. Hierbei schließen die Paare einen zivilen Ehebund, der das Gesetz des jeweiligen Landes und die zivilrechtlichen Angelegenheiten der Familie regelt. Für ihre jüdische Hochzeit entscheiden sie sich für ein selbstbestimmtes Versprechen ihrer Beziehung durch den Brit Ahawa. Das Paar formuliert seinen Bund der Liebe selbst und ist keinerlei konventionellen Regelungen unterworfen. Bei der Zeremonie ist die anwesende Gemeinde der Trauzeuge, der das Versprechen bezeugt.
Von kunterbunt bis prunklos
Dieses schriftlich niedergelegte Versprechen kann wie eine Ketubba künstlerisch gestaltet und verziert sein. Dabei ist nicht nur die Kreativität des Schreibers und Künstlers gefragt, sondern vor allem die des Paares. Denn schließlich dürfen die beiden mitbestimmen, mit welchen Farben und Formen ihr ganz persönlicher Bund der Liebe ausgeschmückt wird. Wem es an Ideen mangelt, der kann sich in den Büchern The Creative Jewish Wedding Book von Gabriel Meyer-Kaplan oder The New Jewish Wedding von Anita Diamant Anregungen holen. Sowohl die konservative egalitäre Variante der traditionellen Ketubba als auch der liberale Brit Ahawa oder Brit Ahuwim sind vom orthodoxen Judentum beziehungsweise vom Rabbinat in Israel nicht anerkannt.