Ein Leben mit Kindern

Esther Junaiev erzieht die nächste Generation der bucharischen Gemeinschaft

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© Anna Goldenberg

Regal für Regal ist mit Ordnern gefüllt, die meisten davon blau. Fein säuberlich sind sie beschriftet, „JUKO“, „Machane“, „1997–2001“. „Als ich angefangen habe, gab es keine Mappen“, erzählt Esther Junaiev. Sondern nur lose Zettelhaufen. Seit fünf Jahren ist die 24-Jährige Schlicha der bucharischen Wiener Jugendorganisation Jadbejad. Zwischen 100 und 120 Kinder verbringen jedes Wochenende Zeit in den Räumlichkeiten im zweiten Bezirk. Auch Esther ist hier groß geworden, nahm selbst an den Aktivitäten teil und leitete zwei Jahre lang als Madricha eine Gruppe. Nun ist sie die Leiterin.
In den vergangenen Jahren hat sie nicht nur Ordnung im Büro der Jugendorganisation geschaffen, sondern auch das Programm erweitert. „Früher kamen die Kids zum ‚Chillen‘“, berichtet sie. „Jetzt nützen wir den Samstag und Sonntag, um ihnen etwas Kluges beizubringen.“ Am Schabbat gibt es nun beispielsweise neben einem Mittagessen auch Diskussionsrunden. „Es ist der einzige Tag, an dem Jugendliche noch miteinander reden und nicht am Handy hängen.“ Statt drei gibt es jetzt fünf Gruppen für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren. Wer will, kann auch unter der Woche vorbeikommen. Auch das hat Esther eingeführt.

»Schabbat ist der einzige Tag,
an dem Jugendliche noch miteinander reden
und nicht am Handy hängen.«

Die Grafikdesignerin und Fotografin – nach ihrer Matura an der Lauder-Chabad-Schule machte sie eine zweijährige Ausbildung an der Deutschen Pop, einer privaten Akademie für Medien- und Musikberufe in Wien – ist selbstständig, im Jadbejad-Büro erledigt sie neben den Aufgaben für die Jugendorganisation auch ihre Aufträge. Also ist sie sowieso da, und jene Kinder, die nachmittags keine Schule haben, leisten ihr Gesellschaft, machen hier ihre Hausübungen, spielen Tischfußball oder quatschen.
Mit Kindern war Esther ihr ganzes Leben umgeben. Sie ist die Älteste von neun Geschwistern und seit Mai diesen Jahres selbst Mutter. Das ist neu und aufregend. Stolz zeigt sie Fotos ihrer Tochter auf dem Handy, erzählt, wie die Kleine die erste Spritze bekam: „Das hat mir mehr wehgetan als ihr.“ Jedes Mal, wenn sie in der Nacht aufstehen muss, ist sie erstmal genervt – bis sie am Bett ihrer Tochter ankommt. „Dann schmilzt mein Herz.“
Ihren Mann hat Esther, deren Eltern aus Duschanbe im heutigen Tadschikistan stammen, in Israel kennengelernt. Das junge Paar lebt religiös, „nicht orthodox“; sie halten Schabbat und Kaschrut ein und tragen Kopfbedeckung. Die Eltern haben den Kontakt vermittelt, wie es in der bucharischen Gemeinschaft oft üblich ist. „Man schaut sich die Familie an. Wenn die passt, passt alles“, erklärt Esther. Das habe sie zunächst für „Blödsinn“ gehalten. Und jetzt? „Ich bin sehr happy.“

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