Rabbiner Marc Schneier und Imam Shamsi Ali: ein ungewöhnliches Autorenpaar auf Einladung der Jüdischen Gemeinde in Wien.
Von Marta S. Halpert
Bei der ersten Begegnung haben sie einander schwer misstraut: Ein gerader Blick in die Augen war nicht drin. So war das im Jahr 2005 bei einem Interview in einem Studio des US-Senders CBS. Ein Jahr später suchte Rabbi Marc Schneier den Kontakt zu der muslimischen Gemeinschaft in New York und erinnerte sich an den Imam des Jamaica Muslim Center. Seither sind er und Imam Shamsi Ali echte Freunde und reisen gemeinsam mit einer wichtigen Botschaft um die Welt. „Wir müssen für einander eintreten und zusammen gegen Antisemitismus und Islamophobie kämpfen“, erklärt der orthodoxe Rabbiner mit Wiener Wurzeln seinen Einsatz für die Foundation for Ethnic Understanding.
„Es ist das erste Mal, dass ein muslimischer Geistlicher an einer Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 teilnimmt“, erläutert der aus Indonesien stammende Shamsi Ali. Er ist auch über den Empfang seitens der IKG in Wien glücklich: „Präsident Oskar Deutsch hat ein informelles Treffen zwischen uns beiden sowie christlichen und muslimischen Würdenträgern in Wien ermöglicht. Ich habe auch einen schönen Schabbat-Abend privat bei unserer Gastfamilie verbringen dürfen“, freut sich der Imam. Der Leiter des größten islamischen Zentrums von New York ist ebenso wie sein jüdischer Freund überzeugt, dass es gerade jetzt sehr wichtig ist, dass Juden und Muslime an einem Strang ziehen. „Der Kampf für die Beschneidung und das rituelle Schächten betrifft uns beide, und wir werden Anfang Dezember 2013 dem Europarat eine gemeinsame Protestnote überreichen, unterzeichnet von tausenden Mitstreitern beider Religionen“, sekundiert Rabbi Marc Schneier seinem Mitautor: Soeben erschien ihr gemeinsames Buch Sons of Abraham – A Candid Conversation about the Issues That Divide and Unite Jews and Muslims, mit einem Vorwort von Bill Clinton.