Moses, Rabbiner und Rothschild

Die Geschichte des Weinbaus in der Region des heutigen Israel ist lang und voller Höhen und Tiefen.

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Moshe Shor in seinem Weinkeller. Sein Großvater gründete 1948 die Zion Winery – das erste Weingut im jungen Staat Israel. © Flash 90

Bibel und Talmud sind voller Bezüge zur Traubenbranche. Auch wenn die Datierung nicht immer ganz einfach ist, kann man sagen: Der Weinbau in Israel geht mehrere tausend Jahre zurück. Das erste Mal wird Wein im Zusammenhang mit Noah und seiner Arche erwähnt. Da heißt es, dass er nach dem Rückgang des Wassers einen Weingarten angepflanzt hat – und auch, dass er die Produktion daraus nutzte, um sich gehörig zu betrinken. Moses sandte auf dem Weg ins Gelobte Land seine Kundschafter aus, und sie brachten von ihren Vorstößen riesige Trauben mit. Jesaja erwähnt Weingärten, Auspflanzen und Lese, bei Ezechiel wird der Rebstock mit dem Volk Israel verglichen, und bei den Propheten gilt das Ruhen unter dem Weinlaub und unter dem Feigenbaum als Symbol für Frieden auf Erden. Wiederholt werden Getreide, Öl und Wein gemeinsam als wichtigste Produkte und Segnungen des Landes bezeichnet.

Wein zählte auch in der Antike als bedeutendes Exportprodukt, er wurde unter anderem nach Rom geliefert. Doch dann änderten sich die Verhältnisse gravierend. Mit der Eroberung der Region durch die Araber im 7. Jahrhundert endete die lustige Zeit. Weingärten wurden gerodet, nur ganz wenige Stöcke blieben für Speisetrauben am Leben. Die christlichen Kreuzfahrer zwischen 1100 und 1300 brachten ein kurzes alkoholisches Zwischenspiel, dann war es wieder vorbei mit dem Pressen und Vergären.

Die moderne Weinproduktion im Gebiet des heutigen Israel begann dennoch noch unter der ottomanischen Herrschaft. 1848 gründete der aus Weißrussland stammende Rabbiner Yitzhak Galen in Jerusalem ein Weingut, es hieß Shor nach dem Namen der Familie seiner Frau. Unterstützt wurde er von Sir Moses Montefiore, der selbst regelmäßig dem Wein zusprach.

Und noch ein zweites Weingut wurde im Jahr 1870 in Jerusalem gegründet. Es nannte sich Efrat und gehörte der Familie Teperberg, die – über Wien – ursprünglich aus Odessa gekommen war. Die lokale Produktion richtete sich vor allem an Christen – und das Weingut Teperberg besteht bis heute. Die Trauben kamen zum Gutteil aus dem Gebiet der heutigen Palästinensergebiete, es waren noch traditionelle Rebsorten der Region. Die Weine waren – vor allem wegen der Haltbarkeit – meist süß vinifiziert und dienten Juden vorrangig für den Kiddusch-Segensspruch am Schabbat und an Feiertagen.

1870 wurde in Jaffa bereits eine landwirtschaftliche Fachschule gegründet, die sich auch dem Weinbau widmete und ihr einschlägiges Fachwissen aus Frankreich bezog, von dort auch neue Rebstöcke ins Land brachte. Die Dominanz des französischen Einflusses sollte auch bis in das letzte Jahrhundert bestehen – bis die ersten Absolventen kalifornischer Weinakademien aktiv wurden.

Der moderne israelische Weinbau ist vor allem mit einem Namen verknüpft, mit dem von Baron Edmond de Rothschild aus Paris. Er besaß unter anderem das Renommierweingut Chateau Lafite in Bordeaux, und er sollte israelische Moshavs bei ihren primitiven Anfängen mit dem Auspflanzen von Weingärten großzügig unterstützen. 1887 kam Rothschild das erste Mal nach Israel und verliebte sich in die Gegend um den Carmel, die er als Israels Toskana oder Provence bezeichnete. Er initiierte ein umfassendes Entwicklungsprogramm und importierte Rebstöcke der französischen Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc oder Malbec. Seine Gründungen in Zichron Ja’akow und Rischon LeZion sollten zum lange Zeit wichtigsten Weingut des Landes führen, der Carmel Wine Company. Carmel begann auch schon Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Export – nach Polen, Österreich, Deutschland, England und Amerika. Doch die lokalen Winzer waren mit den Erträgen der feinen französischen Rebsorten nicht zufrieden, stattdessen konzentrierten sie sich auf einfachere, robustere Trauben, die größere Mengen lieferten – und die Qualität sollte über viele Jahrzehnte eine untergeordnete Rolle spielen.

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