Marcus G. Patka* erzählt über das Leben und Sterben jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg. Auch die höchsten Dekorationen konnten sie 1938 vor dem Zugriff der Nazis nicht schützen. Von Marta S. Halpert
Der Erste Weltkrieg und das damit verbundene Ende der 600-jährigen Herrschaft der Habsburger hatte klarerweise auch für die Juden Österreich-Ungarns weitreichende Folgen. Um die gravierenden Umwälzungen ermessen zu können, muss man sich anschauen, welche Rolle die Juden wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell in der Donaumonarchie um 1900 spielten.
„Um 1860 hat es noch nicht viele Juden in Wien gegeben, weil ihnen die vollen Bürgerrechte erst im Zuge des Ausgleich 1867, der Schaffung der österreichisch-ungarische Doppelmonarchie und mit der neuen Verfassung gewährt wurden“, erzählt der Historiker Marcus G. Patka, der eine umfassende und beeindruckende Schau zu diesem Thema im Jüdischen Museum Wien verantwortet. Auch das neue Recht auf Landbesitz war ein Anreiz, in andere Länder zu übersiedeln, sich niederzulassen und ein Gewerbe zu gründen.
Ab den 1890-Jahren gab es dann die große Migrationsbewegung aus den östlichen Kronländern nach Wien. „Eine junge Generation hat neue Ideen gesucht und wollte sich auch ganz bewusst im Geist der jüdischen Aufklärung von der Elterngeneration des Stetls absetzen“, so Patka. Diese österreichischen Juden waren besonders kaisertreu, weil dieser für sie eine wichtige Schutzfunktion hatte und so zur Symbolfigur wurde. Schon 1869 hatte der junge Kaiser Jerusalem besucht: Dort wurde er stürmisch begrüßt, die Österreicher riefen „Kaiser Jossele ist da!“ Daher spannt die Ausstellung einen weiten Bogen von diesem Besuch Kaiser Franz Josephs in Jerusalem bis zur Gründung des Staates Israel 1948.