Victoria Hotjanov: „Wien meint es gut mit mir“

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VICTORIA HOTJANOV wurde 1984 in der UdSSR geboren und lebte von 1991 bis 2010 in Deutschland, wo sie unter anderem die Stage School Hamburg absolvierte. 2017 spielte sie im Dokumentarfilm Ghetto in Venedig eine jüdische Stickerin in unterschiedlichen Zeitepochen. © Ronnie Niedermeyer

1984 kam ich in Saporischschja, in der damaligen Sowjetunion, auf die Welt. Ich wuchs in einer großen jüdischen Familie auf, in der es sehr musikalisch und ziemlich laut zuging. Schon als Dreijährige bekam ich Klavierunterricht und besuchte zugleich eine Ballettschule. Ende 1991 flüchtete meine Familie nach Deutschland und strandete letztendlich in Hannover. An der Hochschule für Musik und Theater studierte ich Ballett und Folklore. Parallel dazu entdeckte und förderte mich der bekannte Salsatänzer Emile Moise. Zusammen mit meinem Tanzpartner gewann ich nationale und internationale Salsa-Meisterschaften. Doch die hitzige Hotjanov wollte mehr! 2004 zog ich nach Hamburg, um auf der renommierten Stage School zu studieren, wo ich als Allround-Darstellerin mit Auszeichnung abschloss. Während der Ausbildung trat ich im Altonaer Theater, in der Laeiszhalle, auf diversen Veranstaltungen und im Fernsehen auf. Im Erfolgsmusical Copacabana spielte ich 2010 eine exotisch-komische Latinasexbombe. Und im selben Jahr kam ich eines Mannes wegen nach Wien. Einige Jahre nach der Geburt unserer beiden Kindern Aaron und Josephine konnte ich nicht mehr ohne die Bühne leben und ließ die Agenturen wieder aktiv werden. Nach einigen Werbeshootings kamen auch wieder kleine Theaterauftritte zustande. Daheim war das Eifersuchtsdrama leider schon vorprogrammiert. So spielt mein Leben zwischen dem Küchen-Schneidebrett und den Brettern, die die Welt bedeuten. 2017 begründete ich einen Theater-Workshop für Kinder, der mit Schauspiel, Ausdrucks- und Sprechtechnik in Kindergärten gut ankommt. Nebenbei coache ich auch erwachsene Laiendarsteller, die im Hauptberuf etwa Arzt oder Banker sind. Wien meint es gut mit mir.

Tipp: Das Souterrain-Theater im Café Prückel wurde 1931 von der tollen, wilden Wiener Jüdin Stella Kadmon gegründet und 2007 als „KiP – Kunst im Prückel“ wiedereröffnet. Am 24. November hat hier unser Theaterstück für Kinder, Olivia+Pick Premiere.


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